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1914, der Krieg und seine Folgen – was sonst?

LITERATURFORM LESELAMPE / VORSCHAU 2014

29/01/14 Wer es filmisch üppig mag, der kann sich bald auf den Film „Tabu – Es ist die Seele eines Fremden auf Erden“ einlassen. Es geht um die Geschwister Grete und Georg Trakl, eine der wunderbar mystischen Spekulationsgeschichten um den Salzburger Dichter. Zu sehen im Filmclub der „Leselampe“.

Von Reinhard Kriechbaum

103Der große „Kino“-Saal sei bei den Veranstaltungen des Filmclub seien „immer gut gefüllt“, berichtete Leselampe-Leiterin Christa Gürtler in einem Pressegespräch, in den sie und ihre Kollegin Barbara Stasta das Programm für 2014 vorstellten. Der Filmclub ist nur eine Facette, natürlich geht es in der Hauptsache um Lesungen. 2014 führt logischerweise gerade für ein Literaturforum wie die Leselampe kein Weg am Gedenkjahr 1914 Thema Krieg vorbei: „Krieg.Folgen“ ist beispielsweise Thema der Lesungsreihe.

„Schriftstellerinnen und Schriftsteller reflektieren in ihren Werken Kriegserfahrungen und Kriegsfolgen, die über Generationen Familiengeschichten prägen und zeigen uns an individuellen Schicksalen, was Krieg ist“, erklärt Christa Gürtler. „So interessiert etwa Ludwig Laher in seinem neuen Roman, welche Strukturen es waren, die Verbrechen möglich machten und Ulrike Draesner zeigt, wie die durch Flucht und Vertreibung ausgelösten Traumata weiterwirken und ,vererbt‘ werden.“

101Besonders stolz ist Christa Gürtler freilich, dass Abbas Khider bei der Leselampe seine erste Lesung in Österreich überhaupt geben wird. Er sei ein echter „Star“, schwärmt sie und wundert sich, dass hierzulande noch keiner den in Bagdad geborenen Schriftsteller, der seit dem Jahr 2000 in Berlin lebt, kenne. „Abbas Khider erzählt in seinem in deutscher Sprache geschriebenen Roman vom Irakkrieg und seinen Salim, die Hauptfigur des Romans „Brief in die Auberginenrepublik“, schlägt sich im lybischen Exil durch. Kontakt zu seiner Familie im Irak aufzunehmen bedeutet, dem Geheimdienst ein Schnippchen zu schlagen.

Als politische Autorin versteht sich auch Terézia Mora: Sie wird die Stefan Zweig Poetikvorlesung halten und dabei auch ihren neuen Roman „Das Ungeheuer“ vorstellen, der mit dem Deutschen Buchpreis 2013 ausgezeichnet wurde. „Wir haben Terézia Mora aber schon lange vorher eingeladen und freuen uns über die Auszeichnung der von uns gewählten Schriftstellerin ganz besonders", sagt Christa Gürtler. Die Stefan-Zweig-Poetikvorlesungen werden ab sofort auch in Büchern dokumentiert, als erste Bände erscheinen soeben die Vorlesungen von Feridun Zaimoglu und Ilma Rakusa, die Bände von Ilija Trojanow und Terézia Mora folgen im nächsten Jahr.

102Fortgesetzt werden 2014 die bestens eingeführten Angebote der Literaturvermittlung vom literarischen Quartett „Aufgeblättert“ über Vorträge beim monatlichen Literaturfrühstück bis zur den beiden Literaturfahrten, deren erste im Mai eine Erkundung des „Literarischen Budapest“ ermöglicht. Reisebegleiter ist Cornelius Hell, ein ausgewiesener Kenner der ungarischen Literatur.

Für die Literaturzeitschrift „Salz“ ist Barbara Stasta zuständig. Ein Heft „Notizen, Aufzeichnungen, Lektüren“ wird Texte enthalten, „die eigentlich gar nicht für eine Publikation vorgesehen“ seien. Das klingt geheimnisvoll. Für ein Salz-Heft „Leben, Schreiben, Wohnen“ arbeitet man mit der Initiative Architektur zusammen. Zwei der vier Nummern des Jahres 2014 werden wie jedes Jahr das Salzburger Literaturleben begleiten: Eine gilt wie üblich den aktuellen Rauriser Literaturtagen und dann gibt es wieder „Nahaufnahmen“ (schon das Heft 20 zu diesem Thema) im Dezember.

Eine Buchpräsentation gilt „Am Rande der Welt“ von Roland Berbig, eine Arbeit über Günter Eich. Der lebte ja als Ehemann von Ilse Aichinger zuletzt in Großgmain bei Salzburg – es gibt also einen lokalen Aspekt. Und ein ganz anderes Thema: Volker Weidermann, Journalist der FAZ, präsentiert „Ostende 1936 – S0ommer einer Freundschaft“. Da treffen Autorinnen und Autoren aufeinander, die in Deutschland eigentlich keine Zukunft mehr hatten. „Eine aufschlussreiche Mischung aus Roman und Sachbuch“, so die Leiterin der „Leselampe“.

Auf eine Eigenwirtschaftlichkeit von 20 Prozent (bei einem Jahresbudget von 115.000 Euro) ist Christa Gürtler stolz. Man rechnet mit gleichbleibenden Förderungen. Von der Stadt habe es, so Christa Gürtler, im Vorjahr eine kleine, projektgebundeneErhöhu8ng gegeben. Diese galt dem neuen Vermittlungsprojekt „Welt.Stadt.Salzburg“. Da kommt, nach dem Beginn mit Schallmoos, Lehen dran.

www.leselampe-salz.at
Bilder: Leselampe / Jacob Steden (1); Katharina Laher (1)

 

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