„Moralische Tiefenbohrungen“

STAATSPREIS FÜR EUROPÄISCHE LITERATUR

31/07/11 Der spanische Schriftsteller Javier Marías hat am Samstag (30.7.) in Salzburg den mit 25.000 Euro dotierten Staatpreis für Europäische Literatur 2011 erhalten.

Laut Jurybegründung erhielt Marías den Preis für "ein erzählerisches Werk von wahrhaft europäischer Dimension". In Marías Werken "verbindet sich die Reflexion über die abgründige Menschennatur mit dem Nachdenken über Moral, Geschichte und Politik. Seine hybriden Roman-Gebilde sind zugleich metaphysische Epen und moralische Tiefenbohrungen", so die Jury.

Javier Marías, geboren 1951 in Madrid, kehrte nach einem Aufenthalt in den USA in seiner Kindheit 1959 nach Spanien zurück und besuchte die liberale Schule "Colegio Estudio" in Madrid. Von 1968 bis 1973 studierte er Literaturwissenschaft und Philosophie an der Universität Complutense Madrid, an der er heute auch unterrichtet. Sein erstes Geld verdiente er mit Übersetzungen und Kurzauftritten in Filmen, danach arbeitete er für das Verlagshaus Alfaguara. Seit 1983 lehrt Marías spanische Literatur und Übersetzung, unter anderem in Oxford und Boston. Mitte der 1990er Jahre erschien das Werk "Mein Herz so weiß" auf Deutsch, laut dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" wurden allein in Deutschland 700.000 Exemplare davon verkauft.

Der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur wird seit 1965 für ein literarisches Gesamtwerk, das in deutscher Übersetzung vorliegt, verliehen. Zuletzt ging der Preis an Jorge Semprun (2006), A.L. Kennedy (2007), Agota Kristof (2008), Per Olov Enquist (2009) und Paul Nizon (2010). Ort des Festakts mit Kulturministerin Claudia Schmied war das Stefan Zweig Centre in der Edmundsburg. (Landeskorrespondenz)