Spielräume von Literatur in Krisenzeiten
LITERATURFEST SALZBURG
24/04/25 Bereits zum 17. Mal steigt heuer das Literaturfest Salzburg. „Ein Fest für die Literatur wollen wir feiern, auch wenn die gegenwärtige weltpolitische Lage scheinbar wenig Anlass zu feiern gibt.“ Von 14. bis 18. Mai wollen Anna Weidenholzer und Josef Kirchner Menschen miteinander ins Gespräch bringen.
Am Anfang ein Novum! „Unter dem Titel Fridays for Literature luden das Junge Literaturhaus und das Literaturfest Salzburg im Vorjahr Jugendliche ein, eine Veranstaltung zu gestalten, die sie am Literaturfest gerne erleben würden“, erinnert das Intendanten-Duo. „An mehreren Freitagen fand sich daraufhin eine Gruppe junger Erwachsener ein, um über Literatur und mögliche Formate zu sprechen – und eigenständig eine Veranstaltung zu konzipieren.“ Das Ergebnis: Eva Reisinger, Halimah Al Sharif und Matthias Gruber lesen aus ihren Büchern und sprechen über ihren Zugang, gesellschaftspolitisch relevante Themen von Feminismus bis Migration in literarischen Texten zu verarbeiten. „Sara Čošabić, Aileen Gimpl und Christoph Strubegger haben nicht nur die Veranstaltung entworfen und ihr einen Titel – Gespiegelte Welten – gegeben. Sie führen auch gemeinsam durch den Abend. Ein Sprung ins kalte Wasser. Und auch für das Literaturfest ein Novum.“
„Das Theater der Zukunft findet immer heute statt heißt es im neuen Buch von Kathrin Röggla, die zukunft ist immer ein spiegel steht in Nadija Rebronjas 88 Tasten. Als das Programm des diesjährigen Literaturfestes entstand, befanden wir uns in einer vollkommen anderen weltpolitischen Lage, die lange als unverrückbar gegolten hatte. Doch nicht nur auf dieser Ebene bestimmen Unsicherheit und düstere Zukunftsszenarien unsere Gegenwart“, so das Leitungsteam Anna Weidenholzer und Josef Kirchner.
Was also sind „die Spielräume von Literatur in Krisenzeiten“? Solchen Fragen widmet sich Kathrin Röggla. Im Gespräch mit Uta Degner stellt sie ihr jüngstes Buch Nichts sagen. Nichts hören. Nichts sehen vor. Von Liebe in Zeiten des Prekariats erzählt Max Oravin in seinem Debüt Toni & Toni, das in Kooperation mit dem Toihaus Theater als Performance zu sehen sein wird. Sanfte Radikalität ist der Titel von Jagoda Marinićs „Appell für eine konstruktive Lösungslust“. Mit Stefan Wally diskutiert sie, „welche Möglichkeiten unsere Zeit jenseits von Positionierungen auf Instagramkacheln bietet“.
Fragen zur Gegenwart stelle auch das neue Jugend-Format Fridays For Literature, erklären Weidenholzer/Kirchner. Die Deutsche-Buchpreisträgerin Antje Rávik Strubel werde „federleicht und messerscharf von Erregungsdynamiken medialer Diskurse“ erzählen.
Lyrik gehört seit jeher dazu. Zu Gast sind Daniela Seel, Yevgeniy Breyger und Esther Kinsky .„Was bleibt von einem schriftstellerischen Werk? Was verrät es uns, wenn wir es heute in Augenschein nehmen?“ Dieser Frage geht das Salzburger Literaturarchiv nach und führt durch die literarische Werkstatt der viel zu früh und viel zu jung verstorbenen Salzburger Autorin Meta Merz (1965–1989). Sie wurde 1987 mit dem Rauriser Förderpreis ausgezeichnet. Posthum erschienen die Bände erotik der distanz (1990) und metaphysik der begierde (1996) im Wiener Frauenverlag. Ihr Nachlass befindet sich seit Kurzem im Literaturarchiv Salzburg. Er enthält Manuskripte, Typoskripte, Notizbücher sowie zahlreiche Werk- und Lebensdokumente der Salzburger Autorin und ermöglicht einen Einblick in ihr künstlerisches Schaffen. Von Meta Merz stammen auch die diesjährigen Schaufensterzitate. (LFS / dpk-klabacher)
Das Literaturfest Salzburg – 14. bis 18. Mai – alle Veranstaltungen und Termine – www.literaturfest-salzburg.at
Bilder: LFS / Peter Fuschlberger; Eva Krallinger-Gruber; Minitta Kandlbauer