Familien- und Weltenbrand

LITERATURHAUS

11/01/10 „Wundersame Sätze sind das, die einen jung und mächtig und leidenschaftlich, aber auch weise, zärtlich und gut machen können“, sagt Dimitré Dinev über die Schreibweise Vladimir Zarevs.

Vladimir Zarev, einer der bedeutendsten Autoren Bulgariens, liest heute Montag (11. Januar) im Literaturhaus aus seinem Roman „Familienbrand“: Anhand der Lebensläufe der Mitglieder der Familie Weltschev erzählt Zarev von den ideologischen, politischen und privaten Möglichkeiten oder Unmöglichkeiten einer Epoche. Dimitré Dinev spricht mit dem Autor über dieses „Epos des 20. Jahrhunderts“.

Zarev und Dinev sind auf Einladung des Litraturvereins Prolit zu Gast im Literaturhaus. Nach der Lesung werden die beiden Schriftstellerkollegen ein Gespräch führen über die Besonderheiten Bulgariens und anderer Staaten, „über Literatur und Leben“.

Vladimir Zarev wurde 1947 geboren. Er lebt als Schriftsteller und Herausgeber einer literarischen Zeitschrift in seiner Heimatstadt Sofia. Auf Deutsch erschienen sind bisher „Verfall“ (2007) und der Roman „Familienbrand“, der von Thomas Frahm aus dem Bulgarischen übersetzt worden und im Deuticke Verlag erschienen ist.

Dimitré Dinev, Jahrgang 1968 und ebenfalls geborener Bulgare, lebt seit seiner Flucht 1990 als Autor von Romanen, Erzählungen, Essays und Theaterstücken in Wien. 2003 wurde er mit seinem Roman „Engelszungen“ (2003) schlagartig international bekannt. Im Sommer 2008 war Dimitré Dinev zusammen mit dem Nobelpreisträger Orhan Pamuk „Dichter zu Gast“ bei den Salzburger Festspielen.

Worum geht es in Zarevs „Familienbrand“? Petruniza, die Witwe des alten Assen Weltschev, lebt mit ihren vier Söhnen und ihrer Tochter Jonka in Widin, einer kleinen verschlafenen Stadt am Unterlauf der Donau. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird auch Widin in den Lauf der politischen Ereignisse und Umstürze gerissen. In diesen unruhigen Zeiten versuchen die Brüder Weltschev, ihr Leben auf verschiedenartigste Weisen hinzubringen: Panto wird Bankier und macht Karriere, Ilija wird Fabrikant und Ausbeuter. Christo begeistert sich dagegen für den Sozialismus und wird zum Helden wider Willen. Jordan schließlich will eine Kirche bauen als Raum der Buße, aus der stattdessen eine Raststätte wird, ein Ort der Muße für Sünder aller Art. Die Zukunft aber wird nur Jonka erkennen können, mit hellseherischen Fähigkeiten… (Literaturhaus-Prolit/dpk)

Bilder: Literaturhaus