Der Weltenbürger im „world wide web“

STEFAN ZWEIG CENTRE / STEFAN ZWEIG ONLINE

14/05/10 Im Stefan Zweig Centre der Universität Salzburg entsteht eine Datenbank mit den wichtigsten Originalhandschriften des großen Schriftstellers. Stefan Zweig Biograph Oliver Matuschek leitet das Projekt. "Zweig hatte eine besonders schöne Handschrift, die die Arbeit mit seinen Manuskripten angenehm macht."

„Die Autographen Stephan Zweigs sind in alle Welt verstreut“, sagt Oliver Matuschek. Wer sich mit Stefan Zweig beschäftigt ist bislang auf die gängige Sekundärliteratur angewiesen. Matuschek, der seit rund einem Jahr am Stefan Zweig Centre der Universität Salzburg tätig ist, wird die Originalhandschriften Stefan Zweigs digital zusammenführen. Dazu begibt er sich auf Spurensuche: weltweit, da sich viele Handschriften in Privatbesitz befinden. „Andere Schriftstücke sind auch öffentlich zugänglich, etwa in Museen oder Archiven.“ Im Salzburger Literaturarchiv befinde sich beispielsweise das legendäre „Hauptbuch“, ein speziell nach Zweigs Vorgaben angefertigtes Notizbuch, in dem er zu jedem seiner Werke genaue Angaben machte. Es ist eine Schenkung von Wilhelm Meingast, des Sohnes von Anna Meingast, die von 1919 bis März 1938 Stefan Zweigs Sekretärin war.

Aus dem Nachlass Zweigs soll so viel wie möglich nach Salzburg gebracht werden. Eine Datenbank habe den Vorteil, so Matuschek, dass die Schriften damit für die Bibliotheken gesichert und weltweit zugänglich sind. Als erstes wird die Zweigsche Autobiographie „Die Welt von gestern“ digitalisiert. Von diesem Werk existieren zwei handgeschriebene Manuskripte. Der Nutzer kann nach der Digitalisierung die beiden Schriften miteinander vergleichen und „bekommt einen Eindruck wie das Buch geplant und angelegt war“.

Um die Manuskripte herum sollen alle Dokumente, die als Kommentar dienen können, gruppiert werden. So gibt es Kalender, Tagebücher, Notizen oder auch den Reisepass mit Stempel und viele Fotos zur Illustration. Anhand dieser Dokumente könne nachvollzogen werden, wo sich Zweig gerade aufgehalten oder mit wem er sich getroffen habe: „Die Welt hinter dem Buch wird lebendig.“ Für Matuschek ist es besonders wichtig das Digitalisierungsprojekt mit einer Biographie zu beginnen. „Wir haben dadurch ein Gerüst, eine Zeitleiste um den Inhalt besser einschätzen zu können. Zweigs Leben von 1881 – 1942 wird aufgeblättert.“ In weiteren Schritten können dann Novellen oder Theaterstücke hinzugefügt werden.

Stefan Zweig war selbst ein bekannter Autographensammler, der mit seiner legendären Sammlung von Schriftsteller- und Musikerhandschriften ein eigenes Kunstwerk schuf. Die digitalisierten Originale werden auf einer Website des Stefan Zweig Centre präsentiert. Die Nutzer können auch in den Manuskripten blättern und Inhalte speichern. Zweig hatte eine besonders schöne Handschrift, die die Arbeit mit seinen Manuskripten angenehm machte, so der Projektleiter.

Das Projekt wird im Sommer beim Fonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung (FWF) eingereicht und ist zunächst für zwei Jahre angelegt. Die aufwendige Programmierarbeit wird in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich für Geographie und Geologie der Universität Salzburg, hier insbesondere mit Christian Uhlir, der in seinem Fachgebiet an einer Datenbank mit ähnlichem Anforderungsprofil arbeitet, geleistet.

Oliver Matuschek ist der Verfasser der Zweig Biographie „Stefan Zweig. Drei Leben – Eine Biographie“. Matuschek ist Mitautor mehrerer Dokumentarfilme zu historischen und politischen Themen. Von 2000 bis 2004 war er Mitarbeiter des Anton–Ulrich-Museums in Braunschweig. 2008 betreute er gemeinsam mit dem Leiter des Stefan Zweig Centre Dr. Klemens Renoldner eine Wanderausstellung zu Stefan Zweig ausgehend vom Deutschen Historischen Museum in Berlin. Renodlner holte Matuschek im Juli 2009 als Mitarbeiter an das Stefan Zweig Centre in der Edmundsburg auf dem Mönchsberg. (StZC/Universität Salzburg/dpk)

www.stefan-zweig-centre-salzburg.at ; aufgrund von Reparaturen an der Clemens Holzmeister-Stiege ist das Stefan Zweig Centre bis zum 31. Mai nur über den Lift erreichbar.
Bilder: Stefan Zweig Centre / Universität Salzburg