Für Wadim Strukov
Wo Gilgamesch und Enkidu
schluchzten und schrien,
standen die Kakadus um sie,
der Atemgang ihrer strammen Arme ergriff sie.
Wo der Glücksgott Ganesha tanzte,
kam Petipa in den Saal, ungestüm,
ein lockiger Falter,
wo der Garten von Versailles aufwuchs,
heulte das bittere Petersburg
und sein Strom zog Lisa ins Wasser.
Das klassische Ballett haben nicht wir erfunden,
sondern die Reiher über dem Fluß, die Weidenzweige unter dem Eis
bringen diesen Flug hervor.
Die nassen Frösche im Frühling, die dünnen Wurzeln im Winter,
aus dem Saale Vorzeitdunkel
sahen sie sie auf der Bühne, dem Berg.
Vier lange Minuten
1
Vier lange Minuten
lachte eine Schwalbe im Schlaf (die Nächte sind kurz hier)
und murmelte, und sie schwitzte unter dem Flügel,
seufzte dann auf und fl og fort, sie hatte wo zu tun.
– Mit ihren Halbkreisen schnitten die Wiedehopfe die Luft
– (Süden)– Der Morgen, wie Quark war er, blieb ohne Datum
– (hienieden)
Vier lange Minuten
zeigte der Regen mal die Krallen, mal zog er sie ein,
und Tschwirik horchte: la-la,
ein Musikchen fi el von Blättern zu Blättern,
fiel und entglitt (verschwand).
– es wird Zeit, zu eröff nen, wer Tschwirik ist:
– er hat keinen anständigen Anzug.
– tik-tik, sagt ein Vogel, der andere zur Antwort: tschirik,
– also sag mal, was denkt die Tschwirka sich?
2
Aber die Sache ist die, dass Tschwirik kein Vogel ist.
3
Er will etwas aufschreiben,
da löst sich das Heft in Staub auf.
Drei lange Minuten,
und das Heft ist gewesen.
Zwei Minuten – ein zerfallener Wald:
Trödel, Staub, Blöße.
Eine Minute (nicht) brauchte der Berg,
seine Steile in den Teich zu vergießen.
Tschwirik selbst war die Minute.
Oh, Tschwirka, denk nicht daran, dann verlassen wir diese Länder.
Oh, Tschwirik, sag: ehrlich?
Oh, Tschwirka, meine Tschwirka!
Das hörten die Vögel und begannen zu lachen: hi-hi.
0
Und dahin ist diese Minute,
und dahin ist jene Minute,
die dritte, die vierte,
die erste, die zweite.
Olga Martynova liest am Samstag (6.4.) bei den Rauriser Literaturtagen gemeinsam mit Elke Erb und Ludwig Hartinger ab 15 Uhr im Gasthof Platzwirt - www.rauriser-literaturtage.at