Berichte der Presse über die Landung der Beatles klingen nicht, als ginge es um eine Band von Weltrang: Die Zeitschrift »Wir« schrieb: »Wie verlauste Paviane in Zivil krabbelten Ringo, John, Paul und George aus der Maschine, stellten sich in Positur, mahlten Kau- gummi im Gebiss.« TV-Aufnahmen vom Rollfeld hingegen belegen, dass die vier adrett und fashionable gekleidet – die Beatles und ihre Frauen deckten sich zu diesem Zeitpunkt mit den Kreationen der Modedesigner in der Londoner Carnaby Street ein – die Gangway herunterschritten, dabei routiniert in die Kameras lächelten und den Fans zuwinkten.
Herabspielende Kommentare sollten die Beatles jedenfalls in den kommenden Tagen stetig begleiten, etwa in Zusammenhang mit einem in Obertauern aufgenommenen Foto von John Lennon, abgedruckt in der »Arbeiter-Zeitung« vom 16. März 1965: »Manierliche junge Leute: Beatles-Häuptling John Lennon stochert in seinen Zähnen. Das und Nasenbohren sind die Lieblingsbeschäftigungen der Beatles in Obertauern. Womit man Millionen verdient.«
Wenig Eile zum Bericht über die Ankunft der Beatles verspürte die österreichische Wochenschau. Diese hatte im vergangenen Jahr bereits spottend über die »Zottelköpfe«, die »komischen ungepflegten Frisuren dieser Paradeidole« berichtet, nach Rückkehr der Beatles von den Bahamas nach England hatte sie sogar eindringlich vor dem Phänomen Beatles, deren Empfang am Flughafen Heathrow als »Massenhysterie und Veitstanz« bezeichnet wurde, gewarnt. Der Wochenschau-Kinostart des Beitrags über die Landung der Beatles in Salzburg mit dem Titel »Jugend im Beatles-Fieber« wurde für den 19. März angesetzt – da dachten die Beatles schon wieder an ihren Rückflug nach England.
Im Beitrag wurden zudem weniger die Fans gezeigt, die mit Beatles-Perücken oder »Lennon«-Kappen ausgestattet den »Fab Four« zujubelten, sondern vor allem jene kleine Gruppe protestierender Mittelschüler, die mit ihrer Anti-Beatles-Demo mit Transparenten und einem Pfeifkonzert der Band einen Empfang bereiten wollten, den sie so schnell nicht vergessen sollte. Im Bild war auch die winzige Schülerkapelle, die den hoffnungslosen Versuch unternahm, die Jubelschreie der Fans mit ihren Blechblasinstrumenten zu übertönen. Einer der jungen Initiatoren der Demo war der Maturant Albert Hartinger. Er wurde später Professor für Gesang und Leiter der Abteilung Musikpädagogik sowie Leiter der Abteilung für Alte Musik am Salzburger Mozarteum. Mit dem Mozart-Chor sang er sogar Beatles-Lieder, für seine Aktion am Salzburger Flughafen musste er sich jedoch ein Leben lang hänseln lassen. Hauptorganisator der Anti-Beatles-Demo war der zu dieser Zeit als Lehrerausbildner tätige Eberhard Stüber. Ein anderer Protestler war der damals 20-jährige Peter Kreisky, Sohn des späteren Bundeskanzlers Bruno Kreisky. Er half mit, das »Beatles Go Home«-Banner zu tragen. Jahre später sollte Peter Kreisky dem venezolanischen Revolutionär und Staatschef Hugo Chávez in Wien zujubeln, der sich in seiner Rede auf den positiven Einfluss der Beatles und vor allem von John Lennon für eine bessere Zukunft bezog. Der Wochenschau-Sprecher im März 1965 jedenfalls schloss den Beitrag über die Ankunft der Beatles und die Protestaktion mit den Worten: »Hetz bleibt Hetz – in England wie in Österreich.«
Dass die Musik der Beatles in Österreich noch nicht richtig angekommen war, zeigt ein Blick in die Charts und ein Zeitungsartikel mit dringender Meldung: »Die Presse« schrieb unter dem Auf- hänger »Freddy verlor Platz 1« von einer »kleinen Sensation« in der österreichischen Hitparade. So sei es Martin Lauer, dem bis dato Zweitplatzierten, mit seinem Schlager »Taxi nach Texas« gelungen, den Spitzenreiter Freddy Quinn von Platz 1 zu verdrängen. Auf den 3. Platz vordringen konnte die österreichische Schlagerband Die Bambis. Die Beatles landeten auf Platz 5 mit »I Feel Fine«, wurde in dem Artikel berichtet.