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Pionierleistungen und Begehrlichkeiten

BUCH / GESCHICHTE / NATIONALPARK

04/12/13 Nationalpark: Das ist mehr als Botanik, Zoologie und Geographie. In dem neuen Buch "Geschichte des Nationalparks Hohe Tauern" liest man auch, dass die Nationalpark-Idee immer auch mit ideologischen Vorstellungen verknüpft war.

121Vor 100 Jahren wurden auf Initiative des damaligen Salzburger Landtagsabgeordneten und Kenner der ersten US-amerikanischen Nationalparks, August Prinzinger, die ersten Grundstücke im Felber- und Stubachtal durch den Verein Naturschutzpark angekauft, um auch in den Hohen Tauern umzusetzen, was es zu dieser Zeit nur in den USA und in Schwedisch-Lappland gegeben hat: einen Nationalpark. Ziel war und ist, großflächige, naturbelassene Ökosysteme für die kommenden Generationen in ihrer Ursprünglichkeit zu erhalten und den Menschen ein eindrucksvolles Naturerlebnis zu ermöglichen.

120Wie auch heute oft war Naturschutz ebenso damals eine Auseinandersetzung zwischen kurzfristigen Profiten und Respekt vor dem nachhaltigen Umgang mit der Natur. Im Nationalsozialismus wurde die Nationalparkidee für Propagandazwecke missbraucht, in der jüngeren Nachkriegsgeschichte stand die Idee konträr zum Wirtschaftsaufschwung – und damals wie heute tauchen immer wieder Sorgen und Ängste der Bevölkerung auf, wenn es um Nationalparkgesetz und -verordnungen geht.

Bereits Anfang 2012 hat Nationalparkdirektor Wolfgang Urban ein geeignetes Autorenteam gesucht und mit Patrick Kupper, Dozent für Geschichte der Neuzeit an der ETH Zürich, und Anna-Katharina Wöbse, freie Umwelthistorikerin in Bremen, gefunden. Sie und weitere Historiker für einzelne Zeitabschnitte wurden beauftragt, die wechselhafte und kontroverse Geschichte des Nationalparks – vom Anfang des 20. Jahrhunderts, über die erste Republik, den Nationalsozialismus, die Nachkriegszeit und schließlich bis in die Gegenwart hinein – zu verfolgen und mit der europäischen und internationalen Naturschutzgeschichte zu verknüpfen.

122Eine historische Aufarbeitung bietet insofern Neuland, als die Geschichte des Nationalparks Hohe Tauern eigentlich immer nur ab 1971 betrachtet wurde. Sie setzte aber nicht erst damals mit der politischen Erklärung von Heiligenblut ein. „Die Pionierleistungen aus der Gesellschaft wurden meist ausgeblendet“, so die für den Nationalpark zuständige Landespolitikerin Astrid Rössler.

123"Insbesondere haben uns auch die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen interessiert, welche dann die weltweite Nationalparkidee in unser ganz spezifisches Umfeld einer über viele Jahrhunderte sich entwickelnden Region übertragen haben. Die ersten Nationalparks in Amerika waren ja ganz anders, immer fernab jeder Zivilisation entstanden, die vorgefundenen Stämme der 'first nations' wurden kurzerhand vertrieben oder in Reservate gedrängt", erzählt Nationalparkdirektor Wolfgang Urban

Die Studie beruht auf der Auswertung von umfangreichem Archivmaterial aus zahlreichen Sammlungen und Archiven Österreichs und Deutschlands. Außerdem wurden Gespräche mit Zeitzeuge und heute Aktiven geführt. (Landeskorrespondenz)

Das kürzlich im Tyrolia Verlag erschienene Buch "Geschichte des Nationalparks Hohe Tauern" von Patrick Kupper und Anna-Katharina Wöbse kann um 16,90 Euro in der Nationalparkverwaltung bestellt werden: Tel. 06562/40849-0, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Bilder: dpk-krie

 

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