Zum Hintergrund-Bericht Das Aus für den Reiser-Preis (25.6.)

25/06/15 Ingeborg Bachmann schrieb: „Die Geschichte lehrt dauernd, doch sie findet keine Schüler.“ So lange Preise verliehen werden, deren Namensgeber aus heutiger Sicht Verbrechen begangen haben oder einem verbrecherischen Regime freiwillig und in hohem Ausmaß gedient haben, so lange wird Ingeborg Bachmann Recht behalten.
Kaiser Karl der Große gab bei der Sachsenmission die Devise aus: „Taufe oder Tod“. Die unterschiedlichen Quellen sind sich zwar im Ausmaß der Massaker an den Sachsen nicht einig, jedoch steht außer Zweifel, dass diese Massaker auf Befehl Kaiser Karls stattfanden. Trotzdem ist dieser Auftraggeber zum Massenmord weiterhin ein Heiliger und der Patron eines europäischen Preises. Im Vergleich dazu ist Tobi Reiser, der Nazi-Freund und Nazi-Profiteur, eine wirklich „kleine Nummer“.
Ich wünsche mir, dass Ingeborg Bachmann Unrecht bekommt, weil wir aus der Geschichte lernen und die Fehler von gestern als Fehler erkennen und benennen. Es geht nicht darum, Kaiser Karl oder Tobi Reiser zu verurteilen, sondern darum, sowohl ihre Verdienste wie auch ihre Verfehlungen zu berücksichtigen und sie nicht mehr als Vorbilder zu idealisieren.
Thomas M. Schallaböck MAS