Zum Kommentar Kagels Kaktus (18.3.)

18/03/13 Liebe Frau Klabacher, mit Vergnügen habe ich Ihre Abschlussberichte über die Biennale gelesen. Schade nur, dass die Klavier-Solo-Konzerte auch im Drehpunkt weitgehend unter den Tisch gefallen sind. Was in dieser "violetten Reihe" der Biennale zu hören und bestaunen war, von GrauSchumacher über Hodges, dann ganz besonders Ullén, auch Formenti (Barraqué !) und Drury, zeichnete sich durch drei Dinge aus:
1. Nicht nur superbe interpretatorische Qualität, sondern auch ausnehmend kluge und beziehungsreich komponierte Programme.
2. Die – soweit ich sah – weitgehend vollständige Abwesenheit der Klavierprofessoren und der Hundertschaften ihrer Studenten des Mozarteums.
3. Durch die vergleichbare Abwesenheit der Medien, damit der Berichterstattung über dieses Segment.
Dass das Publikum jubelte, tröstet nicht darüber hinweg, dass die Konzerte (gemäss Salzburger Kriterien für "Unbekanntes", wozu auch Busoni und Rzewski zu gehören scheinen) "gut" besucht waren, aber eben doch nur von einem halbvollen Solitär.
Von den ÖVP-Politikern, die bereits im voraus gegen die Biennale volle Rohre feuerten, ist dort kaum einer zu sehen gewesen;  wenn überhaupt, dann bei der Preisverleihung, bei der sie eingeladen waren ... Ansonsten polemisierten sie offenbar gegen etwas, was sie gar nicht kennen.
Dass das "Modernisieren" auch von Salzburgs Musikkultur wesentlich eine Frage der Konstanz, der Kontinuität ist, wird niemand bestreiten; dass es von Heike Hoffmanns erster zu ihrer diesjährigen Biennale einen unverkennbaren Publikumszuwachs gegeben hat, auch nicht (außer wohl die, die gar nicht dabei waren ...).
Aber der Weg ist noch lang. Nur der populistische Weg "weg damit" ist sehr kurz, noch kurzsichtiger und letzten Endes – ganz einfach – ahnungslos dumm. Aber damit wird man immer rechnen müssen ...
Jürg Stenzl