Zur Hintergrund-Geschichte In die Bibliothek gehören echte Bücher (3.10.)

11/10/12 Ich schließe mich den Protesten gegen die Absicht der Direktorin der Österr.Nationalbibliothek, künftig die Schriftwerke nur mehr in digitalisierter Form aufzubewahren, mit großer Überzeugung an. Ich möchte hier auf eine grundsätzliche Frage eingehen, welcher bei der Umstellung auf neue Technologien meines Erachtens viel zu wenig Beachtung beigemessen wird. Es ist die Ausschließlichkeit, mit der solche Umbrüche meistens vollzogen werden, ohne auf soziokulturelle Gegebenheiten Rücksicht zu nehmen. Das "handliche" Buch ist ein Wert, der nicht einfach mit technisch-ökonomischen Argumenten hinweggefegt werden sollte. Nicht alles Herkömmliche, wenn Sie wollen "Alte", ist a´priori unpraktisch, überholt, ganz abgesehen von dem genannten ideellen Wert. Frau Rachinger scheint einem sogenannten "unaufhaltsamen Trend" genügen zu wollen und außer Acht zu lassen, dass sie damit selbst in ihrer bedeutenden Position diesen Trend befördert bzw. kräftig an dessen Schwungrad mitdreht. Immer sogleich von "globalen Zwängen" zu reden, halte ich im Sinne des oben Gesagten für menschenverachtend. Wenn wir die Menschen, besonders natürlich die Ältere Generation - aber nicht nur diese, glauben Sie mir - nicht von der Gesellschaft ausschließen oder an den Rand drängen wollen, dann muss die Einsicht Platz greifen, dass es - auch wenn hier viele Ökonomen aufheulen werden - nebeneinander verschiedene Formen und Zugänge zu gemeinschaftlichen und kulturellen Angeboten geben muss. Dies ist zugegebenermaßen letztlich eine Frage von Wertigkeiten in der Gesellschaft.
Georg Weigl