Zur Theaterkritik Er hat ihn ja doch ermordet (27.1.)

02/02/24 Ich gratuliere dem DrehPunktKultur-Team zu der sehr differenzierten Mozartwoche-Berichterstattung vor allem in Bezug auf Antonio Salieri.
Es ist wichtig, wenn allzu oberflächliche Mythen zurecht gerückt werden. Leider ist euch mit dem reißerischen Titel zur Rezension über „Amadeus“ meinem Empfinden nach dann doch etwas daneben geraten: Salieri hat nämlich in Shaffers Stück wie auch in Formans Kinofilm Mozart keineswegs ‚ermordet‘. Er intrigiert mit allen Mitteln in diesem Stück gegen Mozart, wo er nur kann, weil er dessen Genialität sofort erkennt und von Mozart auch öffentlich bloßgestellt wird, und er nötigt den gesundheitlich schon am Zahnfleisch gehenden Konkurrenten als ihm vermeintlich wohlgesinnter Kollege die Abschrift des Requiems ab, weil es ihn, der diese hohe Qualität eben erkennt, wirklich brennend interessiert. Mag sein, dass Salieri mit dieser Aktion dem ohnehin schon todgeweihten Mozart damit noch die letzte Kraftreserve nimmt. Aber ich würde es keineswegs als ‚Mord‘ bezeichnen. Peter Shaffer hat ein hoch differenziertes, geniales Psycho-Drama geschaffen, in welchem es eben nicht mehr darum geht, ob Salieri Mozart auf welche Weise auch immer ermordet hat, sondern welch (selbst)mörderische Affekte Eifersucht zu bewirken vermag.
Wolfgang Danzmayr