Die Braut trug Schwarz

REGIONALMUSEEN / GÖMING

20/04/16 Eine „Hochzeitskammer“ gab es im Heimatmuseum Hellbauernhaus in Göming bei Oberndorf schon seit geraumer Zeit. Nun ist dieses Regionalmuseum aber als Ganzes dem Thema gewidmet. Das „Hochzeitsmuseum“ wurde am vergangenen Wochenende (16.4.) eröffnet.

Reinhard Kriechbaum

Die Braut in Weiß, wie sie auf dem Bild rechts zu sehen ist, ist eigentlich noch nicht museumsreif: Im ländlichen Bereich setzte sich das weiße Hochzeitskleid erst im 20. Jahrhundert allmählich durch. Kaiserin Sisi war das Vorbild, das Bürgertum hat es in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts nachgemacht.  Und das hat dann allmählich auf den ländlichen Raum abgefärbt. Eine „Trachtenhochzeit“, wie sie so beliebt geworden ist in den vergangenen Jahrzehnten, ist – soferne jemand ernsthaft glaubt, damit etwas bäuerlich Traditionelles aufzugreifen – aber genau so ein Humbug: Auf dem Land hat man früher zur Hochzeit kein spezifisches, sondern eben das allerbeste Gewand angezogen, das man hatte. Das war, wenn man es sich leisten konnte, etwas den Städtern Abgeschautes, schwarz im Regelfall.

Jedenfalls gibt es in einem Museum wie jenem in Göming, das nun das Thema Hochzeit als Schwerpunkt hat, viel zu erfahren über frühere Zeiten – und damit bekommt man auch mit, wie sehr sich die Hochzeitsbräuche geändert haben. Nicht nur die Bräute sind deutlich älter: Das Durchschnittsalter bei der (ersten) Eheschließung ist seit Anfang der 1990er Jahre bei den Frauen von 24,3 auf fast dreißig Jahre, bei den Männern von 26,5 auf über 32 Jahre gestiegen. In den 1960er und 1970er Jahren lag es bei Frauen noch bei unter 22, bei Männern bei unter 24 Jahren! Ein Wunder, dass sich Sitten und Gebräuche gewandelt haben? Manche sehen das aber durchaus mit Wehmut, und so darf es auch nicht verwundern, dass die „Pogroder“, die traditionellen Hochzeitslader, wieder in allen Salzburger Bezirken anzutreffen und zahlreich sind. Der Salzburger Volkskundler Karl Zinnburg, der 1972 ein Buch über die bräuche hierzulande geschrieben hat, beschrieb damals diesen Job als aussterbend.

Mit den Hochzeitsladern stehen also wieder leute zuir erfügung, die wissen, wie eine Hochzeit landestypisch ablaufen sollte, mit stilvollem „Weisen“ (dem Übergeben der Geschenke), mit vernünftigem Entführen der braut (nicht zu weit weg und nicht zu lange: Die Hochzeitsgesellschaft soll sich ja nicht langweilen). Und wie das „Abtanzen“ geht, weiß der Pogroder auch...

„So kurz vor dem Hochzeitsmonat Mai freue ich mich, Salzburgs erstes Hochzeitsmuseum mitzueröffnen“, sagte Landesrat Heinrich Schellhorn, der gemeinsam mit Landeshauptmann Haslauer das Regionalmuseume röffnete. Das mit dem Mai ist auch eine Sache neueren Datums: Bauern waren und sind im Mai hinlänglich ausgelastet mit Feldarbeit. Man heiratete früher eher im Fasching oder im Herbst, vor dem Kathreintag (mit dem war das Heiraten ebenso wie der Tanz vorbei).

Das dreihundert Jahre alte Hellbauerhaus in Göming ist eines der letzten vollständig aus Holz erbauten Bauernhäuser in der Region Flachgau-Nord und damit von großer kulturhistorischer Bedeutung für die gesamte Region. Da dieses – nach Aussage von Experten des Freilichtmuseums Großgmain sehr erhaltenswerte – einzigartige Kulturgut nicht an Ort und Stelle revitalisiert werden konnte, hat man es abgetragen und in unmittelbarer Nähe des Gemeindezentrums wieder aufgebaut.

Hochzeitsmuseum - Freitag 14 bis 17 Uhr, Samstag 11 bis 15 Uhr – www.goeming.at
Bild: LMZ / Neumair (2); Gemeinde Göming (1)
Dazu ein Literaturtipp: Das Thema Hochzeit nimmt im Buch "Hochzeitslader, Krapfenschnapper, Seitelpfeifer" von Reinhard Kriechbaum breiten Raum ein. Erschienen 2013 im Verlag Anton Pustet - www.pustet.at