Wissenschafter, Schamane und die Elektronik-Wolken
HALLEIN / SCHMIEDE12
21/09/12 Das Künstlerduo DEPART - Leonhard Lass und Gregor Ladenhauf – kam direkt aus New York zur Schmiede, um die audiovisuelle Installation „Cloud Chamber Diaries“ zu zeigen. Eine Performance im Boiler der Alten Saline auf der Pernerinsel.
Inspiriert von Arnold Schönbergs „Kriegswolkentagebuch“ entsteht auf zwei gegenüber stehenden Screens eine surreale Doppelconférence zwischen zwei Spiegel-Bildern. Während des ersten Weltkriegs hatte Arnold Schönberg versucht, eine Systematik zu entwickeln, mit deren Hilfe er an sich Unfassbares beschreiben konnte. Er zeichnete täglich Wolkenbilder, die er im Kriegswolkentagebuch mit den aktuellen Kriegsereignissen in Beziehung brachte. Sein Ziel: ein Muster zu erkennen, um damit die Zukunft zu prognostizieren. Dieses Motiv greift die Installation von „DEPART“ auf.
Die Szenen auf den beiden Screens laufen parallel und aufeinander synchronisiert ab. Eine reale Person im weißen Kittel des Wissenschafters, aber mit schamanisch anmutender Bemalung – dargestellt von Gregor Ladenhauf - steht mit einem virtuellen Wolkenwesen in Interaktion. Der gedankliche Überbau zielt auf das mathematisch-philosophische Thema Rekursion: Rekursion (lateinisch recurrere, zurücklaufen) steht für die Technik in Mathematik, Logik und Informatik, eine Funktion durch sich selbst zu definieren.
Ein zweites Motiv, das sich durch die Arbeiten von DEPART zieht und auch in den „Cloud Chamber Diaries“ aufgegriffen wird: Die Projektion des Ego. Die beiden Screens stehen sich genau gegenüber. Der Betrachter kann zwangsläufig immer nur 
einen der beiden Screens im Auge behalten. Indirekt wirkt aber auch das Geschehen auf dem zweiten Bildschirm auf den Betrachter ein. Damit sind jedem Individuum unzählige Möglichkeiten eröffnet, Sinn in das Gesehene einzubringen. Jede Entscheidung, was „es“ nun wirklich ist, muss offen bleiben.