asdf
 

Zauberwort „Collaboration“

HALLEIN / SCHMIEDE12

17/09/12 „Zusammenarbeit“ hat man früher gesagt, bei der „Schmiede12“ in Hallein heißt es natürlich neudeutsch „Collaboration“. Neues künstlerisches Unternehmertum im Netz und anderswo? In mehreren Vorträgen und Projekten wurden in Hallein in den letzten Tagen Optionen angesprochen und Modelle beschrieben. - Man trifft sich im Netz oder im „Nomadic Village“.

Klaus Mähring, ein kreatives Multitalent, ist Fotokünstler, Mechaniker und Busfahrer zugleich. Er hat das „Nomadic Village“ ins Leben gerufen, das auch jetzt bei der Schmiede12 Station macht. Am Anfang war die Idee aufzubrechen, es den Nomaden gleichzutun und im Unterwegs-Sein den eigenen Rhythmus, die eigene Geschwindigkeit zu finden, Potenziale, die zu Hause brach liegen zu entfalten. Klaus Mährings „Nomadic Village“ ist ein virtueller Treffpunkt im Internet, aber auch ein ganz konkretes Fahrzeug, mit dem der Künstler seit 2003 auf dem Weg ist: ein Steyr Ikarus, Baujahr 1975. Auf seinem Weg findet Klaus Mähring Bilder, Menschen, Orte … Und es gibt andere Künstler, die den Captain begleiten auf seiner Reise.

Heuer im Mai 2012 fand im idyllischen Städtchen Wolsingham, England, das zweite Nomadic Village statt. 35 ausgewählte Künstler aus aller Welt reisten an, um für zwei Wochen ein Dorf zu gründen. Eine Ansiedlung, deren Struktur aus mobilen Ateliers, Bussen und Wohnanhängern bestand. In dieser Zone entstanden Arbeiten aus vielen Bereichen, inspiriert von der Situation und Begegnungen. Die Nomaden-Gemeinschaft schuf eine transparente und nachvollziehbare Kunst, in der sich auch die interessierte Gemeinschaft von Wolsingham wiederfinden konnte. Ihre Erfahrungen in Form von unterschiedlichsten Fundstücken – vom Tierfell über Fotos, Plastikflaschen bis zu Booklets - verpackten die Künstler in Koffer, die nun in der mobilen Galerie durch England, Frankreich, Italien und Österreich touren.

Philipp Wassibauer, einer der Initiatoren der Schmiede, stellte in einem Vortrag die Entwicklung des Halleiner MedienKulturFestivals von 2003 bis heute als Beispiel für „Collaborative Production“, also für das Ermöglichen gemeinschaftlichen Produzierens vor. „Das Prinzip der Schmiede: Stelle einen Ort und grundlegende Infrastruktur – wie Tische, Technik und Essen - zur Verfügung, gib einfache Regeln für das Zusammenleben aus und dann lass die Leute arbeiten. Aus dem Austausch und der Kreativität der unterschiedlichen Menschen entstehen Ideen, die wiederum in vielschichtigen Projekten umgesetzt werden.“ Das sei das unveränderte Erfolgsgeheimnis der Schmiede Hallein – von den Anfängen mit 75 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bis zu den jetzt dort sich als Aktive einfindenden 230 „Smiths“ aus über zwanzig Ländern.

Das Projekt von Philipp Wassibauer und Edial Dekker heißt „Gidsy“ und greift das zunehmende Bedürfnis unserer Gesellschaft nach Nachhaltigkeit auf. Es gehe den Menschen darum, Ressourcen gezielter und bedarfsorientierter zu nützen und sich unabhängiger von vorgegebenen Produkten zu machen. Angebot trifft Nachfrage, und zwar direkt, ohne Vermittler.

Wie könnte nun ein „Collaborative Lifestile“ aussehen? Für Stefan Wehrmeyer bilden offene Datenquellen eine wesentliche Voraussetzung. In den Daten von Regierungen, Kommunen und Verwaltung, die unter freien Lizenzen veröffentlicht werden, stecke enormes Potential für Entwickler. Sie schöpften aus Geo- und Umweltinformationen, Finanz- und Haushaltsdaten Mehrwert, indem sie sie vernetzen und der Allgemeinheit verfügbar machen. Von kleinen Apps, die den Alltag von Bürgern einfacher gestalten können, bis zu großen Datensätzen, die den Staat transparenter machen, reicht die Bandbreite. Am Beispiel von Websites wie Offenerhaushalt.de, offenesparlament.de bzw. mapnificent.net zeigte der Informationsfreiheits-Aktivist aus Berlin, wie und wo man an offene Daten kommt und was damit transparent und nutzbar werden kann. Wehrmeyer ist Mitgründer des Open Data Networks, Mitglied der Open Knowledge Foundation und leitet die Plattform FragDenStaat.de.

Das „Nomadic Village“ ist bis 23. September zu besichtigen - nomadic.cd
Ebern so lange dauert die „Schmiede12“ - www.schmiede.ca
Bilder: Schmiede12 / Gabriele Krisch

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014