Zur Erfrischung des Lebens

MATTSEE / DIABELLI-SOMMER 2011

04/03/11 „Zum Besonderen, zum Unverwechselbaren unseres Festivals gehören die familiäre Atmosphäre und gehören die Pausen in historischen Räumen oder im Freien. Denn die Kunst zählt wesentlich zum Brot und zur Erfrischung des Lebens.“

Das sagt Gottfried Franz Kasparek, der künstlerische Leiter des Diabelli-Sommers in Mattsee, der heuer zum elften Mal stattfindet, von 3. Juni bis 2. September. „In der Pause stehen unter der herrlichen Linde an breiten Tischen Getränke und vorzügliches Gebäck zur Auswahl bereit. Nehmen, Danke sagen, genießen.“ So hieß es im Vorjahr in der DrehPunktKultur-Besprechung eines der Konzerte.

Das Kulinarische hat aber vor allem auf den Mattseer Podien (im Schloss und in der Stiftskirche) Platz. Denn dass ein Unternehmen wie der Diabelli-Sommer trotz inflationärer Festival-Überflutung landauf, landab floriert, ist nicht zuletzt einer sehr eigenen Kontur zu verdanken. Gottfried Franz Kasparek, ein Intimus der Salzburger Kulturszene, weiß die richtigen Leute zusammen zu holen.

„Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Salzburger Streicherschule“, erklärt Kasparek. „Violinissimo“ ist seit einigen Jahren schon ein tragfähiges Motto – kein Kunststück, wenn man Benjamin Schmid (mit Ariane Haering, Klavier, aber auch mit seinen „Salzburg Strings“), das Hagen-Quartett, Musiker der Camerata Salzburg und des Mozarteumorchesters an Bord hat. Da finden sich also schon Schmankerl wie eine Kammermusikfassung von Mahlers „Lied von der Erde“ oder von Mahlers Vierter Symphonie, aber auch das Berg-Violinkonzert.

Heuer heißt es aber auch „Klarinettissimo“, und dafür sorgt nicht nur der omnipräsente Jörg Widmann, der mit dem Hagen-Quartett musiziert. Gemeint. Ib Hausmann, Andreas Schablas, Ferdinand Steiner, Matthias Schorn – ein engagiertes Grüppchen von Bläsern, die jeweils ihre eigenen Repertoire-Schmankerln einbringen. Das Klarinettenquartett von Krzysztof Penderecki, das „Musikalische Blumengärtlein“ und „Leyptziger Allerlei“ von Paul Hindemith wird einem kaum anderswo bei einem Musikfestival im ländlichen Raum unterkommen. Klarinetten sind aber auch beim „Faltenradio“ (einem Jazzensemble) ein Thema. Das junge Gamma Quintett aus Slowenien debütiert in Mattsee mit einem Ethno-Programm und begrüßt als Gast den mazedonischen Klarinettisten Goran Bojcevski, der am Mozarteum ganz „klassisch“ studiert, aber in den Ländern Ex-Jugoslawiens  bereits ein Star der Folklore- und „Weltmusik“-Szene ist.

alt„Große Kammermusik vom Barock bis zur Gegenwart, Orchesterstücke in kleiner Besetzung, die Grenzen zwischen Klassik und populärer Musik überschreitende Konzerte, Jazz vom Feinsten, die Pflege der qualitätsvollen Volksmusik und prominente Gastspiele“ – auf diese Mischung setzt Gottfried Franz Kasparek. „Und wo die Töne sind, dürfen in Mattsee die Texte nicht fehlen, gesungene, gesprochene, geschriebene.“

Der Diabelli-Sommer ist auch heuer Ort für einige Uraufführungen: etwa der 2. Violinsonate von Kuzma Bodrov, gespielt vom Widmungsträger Frank Stadler und dem Pianisten Luis Magalhäes in einem slawisch dominierten Violinrecital. Manuel de Roo und Martin Wistinghausen präsentieren aktuelle „Diabelli-Variationen“, für Violine und Gitarre, gespielt von Manuel de Roo und der jungen kolumbianischen Geigerin Angela Isidora Leal Rojas.

Viertausend Besucher zähglte man im Vorjahr beim Diabello-Sommer. Eine Zahl, die der Bürgermeister beim Pressegespräch nannte, ließ aufhorchen: Angeblich besuchen 15 bis 20 Prozent der Mattseer diese Konzerte. Das Budget beträgt 150.000 Euro, rund die Hälfte davon wird eingespielt. Das Land fördfert, die Gemeinde, aber den größeren Teil der Unterstützung machen Sponsorengelder aus.

Barock mit der Jungen Philharmonie, ein Volksmusikkonzert mit Salzburger Soatnstreich, Gurlspitz Dreigesang und Rot-Weiß-Blau-Musi das Wiener Streichquartett (aus den Reihen der Wiener Philharmoniker), Jazz mit Benjamin Schmid und Diknu Schneeberger – die Tische sind eben nicht nur unter der Linde reich gedeckt …

Diabelli-Sommer Mattsee: 21 Konzerte von 3. Juni bis 2. September in der Stiftskirche und im Schloss.
Zum Detailprogrammwww.diabellisommer.at
Bilder: Diabelli-Sommer Mattsee (2); Wikipedia (1)