Anwesenheit trotz Abwesenheit

25. KOMPONISTENFORUM MITTERSILL/ RESUMEE

28/09/21 Der Tänzerin und Choreographin Toshiko Oka war es pandemiebedingt nicht möglich, von Japan nach Mittersill zu reisen. Trotzdem war sie am Jubliäums-Forum maßgeblich beteiligt. „Das Thema reset erwies sich „allen Einschränkungen trotzend“ als Aufforderung zu einem dynamischem Neubeginn.

Eröffnet worden war das 25. Komponistenforum Mittersill am 11. September in den Lichtspielen Mittersill. Zu 25 Jahren gratulierten Christian Vötter als Vertreter des Vereins Tauriska, Roswitha Klaushofer, kofomi-Mitstreiterin der ersten Stunde, und Vizebürgermeister Volker Kalcher für die Stadtgemeinde. Im Namen des Bürgermeisters überreichte dieser dem Initiator und Leiter des kofomi, Wolfgang Seierl, die Ehrenurkunde zur Anerkennung seines kulturellen Engagements. Die kofomi-Organisatoren Martin Daske und Wolfgang Seierl erinnerten in ihrer Begrüßung an 9/11 als ein Ereignis, das neben den aktuellen vielfältigen Krisen zu „unser aller Verunsicherung beigetragen“ habe.

Das Eröffnungskonzert mit Kerosin95 und DJ all inclusive begann mit einem Video von kofomi-Teilnehmerin Maria Morschitzky. „Zwischen Rap und Pop angesiedelt, ging es um die Beziehung zu sich selbst, die Welt in ihrer Schwere und den Umgang damit“, so Wolfgang Seierl. Bereits die Vorstellrunde aller am kofomi teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler am Schachernhof habe die spannende interdisziplinäre Ergebnisse erwarten lassen, so die Organisatoren.

Mit Dante Alighieri, dessen 700. Todestages gedacht wurde, teilte sich mit Marlene Streeruwitz eine der prominentesten und erfolgreichsten österreichischen Schriftstellerinnen den Termin am 14. September: „Die Lesung aus ihrem aktuellen Werk wurde durch die Uraufführung des Stücks intelletto d’amore nach einem Text Dantes aus dessen vita nuova des Komponisten Michael Mautner gegenübergestellt.“ Streeruwitz übernahm darin einen Sprechpart.

Das traditionelle kofomi-Konzert in der St. Annakirche war Helmut Langer (1927 bis 2020), „Schachernbauer, Mitbegründer und Förderer des kofomi seit Anbeginn“, gewidmet. Forumsteilnehmer gestalteten das Konzert mit einem von einer Klarinette begleiteten Text über enthörnte Kühe (Barbara Maria Neu), mit den Klängen einer Treppe im Schachernhof mit zwei Kontrabässen und Live-Elektronik (Alfred Winter, Wolfgang Seierl und Martin Daske) sowie einem auf Anton Weberns Tod Bezug nehmenden Text von Marlene Streeruwitz.

Begleitend zum Forum fand im BORG Mittersill ein Workshop mit der Künstlerin Sigrid Langrehr, kofomi-Teilnehmerin 2020, statt. Unter dem Titel „my mining – my meaning“ präsentierten die Schülerinnen und Schüler ihre Ergebnisse zu Fragen von Akzeptanz, Protestkultur und „Rettung der Welt“.

Besonders wichtig und erfreulich: „Die Teilnehmerinnen am 25. kofomi wollen ihre in Mittersill begonnene Zusammenarbeit unbedingt fortsetzen“, so Wolfgang Seierl und Martin Daske. „Besonders fruchtbar war jene zwischen Toshiko Oka und Maria Morschitzky, zwischen Tanz und bildender Kunst.“ Die Einbeziehung der Projektion der Tänzerin in Lebensgröße in die Installation Morschitzkys sei für Barbara Maria Neu (Klarinette) und Alfred Winter (Kontrabass) Herausforderung zum Dialog und Inspiration zugleich gewesen. Toshiko Okas eindringliche und berührende Choreographie sei präsent und lebendig geworden. Barbara Maria Neu gab in ihren Schachernhof-Skizzen audiovisuelle Anleitungen, den Schachernhof, einen Bauernhof am Mittersiller Sonnberg, zu erkunden. „Sie ließ sich auch auf einen Ritt auf Beethovens Pferd mit Michael Mautners Rezitation frei nach Otto M. Zykan ein“, schildert bildlich Wolfgang Seierl. „In Michael Mautners Komposition Langersill, einer Improvisationsanleitung auf Grundlage des Quintenzirkels, spielte auch das Organisationsteam, Martin Daske (Elektronik) und Wolfgang Seierl (E-Gitarre) mit. Katharina Reich zeigte eine Performance in einem in der St. Annakirche entstandenen Video, in der sie die pandemiebedingt vor direkter Berührung zu schützenden Hände thematisierte. Das Solo from the past von Alfred Winter war von einer interaktiven Projektion Maria Morschitzkys „kongenial“ begleitet. (kofomi / dpk-klaba)

Bilder: kofomi#25