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Farbe aus Norwegen für den „rauen“ Lungau

HINTERGRUND / RESTAURIERUNG / MAUTERNDORF

01/09/21 Die Filialkirche St. Wolfgang auf ihrem markanten Felsen hoch über Mauterndorf ist ein kulturhistorischer Hotspot. Allein die Restaurierung der Kreuzigungsgruppe erforderte 900 Arbeitsstunden. 1,1 Millionen Euro investiert das Land Salzburg heuer in die Restaurierung von fünfzig Figuren, Gemälden und Gebäuden.

Von Heidemarie Klabacher

„Dieses Kirchlein ist ein wirkliches Schmuckstück – und es war leider in einem sehr schlechten Zustand, weil zuletzt 1992 nicht materialgerecht renoviert wurde“, sagt der Lungauer Restaurator Heinz Michael über die Arbeiten an und in der Filialkirche St. Wolfgang in Mauterndorf. Heinz Michael wurde mit der Freilegung der Fassaden-Originalfläche von 1642 und der Restaurierung der Kreuzigungsgruppe der ostseitigen Kalvarienbergnische von 1771 betraut. Siebzig Prozent der Originalen-Fassade konnten freigelegt werden.

„Bei der Restaurierung werden heutzutage Elemente und Techniken wie beim Original angewendet. Einerseits wird dadurch nichts verfälscht und gleichzeitig sind die alten Methoden meist auch die langlebigsten. Dadurch werden unsere Schätze auch für die Nachwelt erhalten“, erinnert Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn.

Eine große Herausforderung der Restaurierung in Mauterndorf/St. Wolfgang seien die Skulpturen der Kalvarienberggruppe. „Mit ausgestreckter Zunge, wilder Mähne und einem entsetzten Blick zieht einen beispielsweise die Figur des rechten Schächers in den Bann“, heißt es malerisch. Sonne, Feuchtigkeit und schlecht durchgeführte Ausbesserungen hätten allerdings im Laufe der Jahrhunderte ihre Spuren hinterlassen. Die Figuren werden wurden ebenso restauriert, wie die Kreuze selber: „Die Ölfarbe wurde aus Skandinavien importiert, denn diese Farbe eignet sich besonders für das raue Klima im Lungau“, sagt Restaurator Heinz Michael. Schicht um Schicht werde Farbe abgetragen, bis originale Farbe und Pigmentierung sichtbar werden. „Das große Ziel ist die Wiederherstellung des Originalzustands, weil jede Epoche ihre eigene Interpretation hatte. Das Leben, das die Künstler damals ihren Werken eingehaucht haben sollte respektiert und bewahrt werden“, betont Michael.

Die Arbeitszeit für insgesamt fünf Figuren und drei Kreuzbalken beläuft sich auf neunhundert Stunden. „Zum Glück findet aktuell ein Umdenken der beteiligten Handwerksbetriebe aus der Region statt. Sie hegen großes Interesse an nachhaltigen, langlebigen und hochwertigen Rohstoffen und sind damit die richtigen Partner für einen solchen Umbau“, sagt Heinz Michael. „Es konnten einige Betriebe gewonnen werden, die sehr interessiert sind an alten Handwerkstechniken“ und deren Mitarbeiter auch einschlägige Weiterbildungs-Kurse besucht hätten.

Pfarre, Diözese, Bundesdenkmalamt, Betriebe, Gemeinde und Land Salzburg müssten bei einem solch umfassenden Projekt „an einem Strang ziehen“, sagt der Mauterndorfer Bürgermeister Herbert Eßl: „Seit beinahe vierhundert Jahren thront die Filialkirche nun schon über Mauterndorf. Indem wir sie nachhaltig und mit hochwertigen Materialien restaurieren, legen wir den Grundstein für die nächsten vierhundert Jahre.“

Bilder: LK / Stills aus dem Video vom Lokalaugenschein in Mauterndorf service.salzburg.gv.at

 

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