Als 2008 das neue Salzburger Archivgesetz beschlossen wurde, dachten wohl viele Gemeinden daran, ihre Archive zu durchforsten und neu aufzustellen. Nur wenige setzten dies allerdings in die Tat um. Anders im Oberpinzgau: Neben den bisher schon tätigen Gemeindearchivaren Franz Brunner in Neukirchen am Großvenediger und Josef Seifriedsberger in Bramberg am Wildkogel wurde in Mittersill Hannes Wartbichler zum Stadtarchivar ernannt. In der Folge luden diese Archivare auch aus den übrigen Gemeinden historisch Interessierte zu Diskussionen ein. Bald darauf gründete sich der Oberpinzgauer Archivverbund unter der Patronanz des Regionalverbandes.
Es folgten mehrere Gespräche zwischen Hannes Wartbichler, dem Leiter des Archivs der Erzdiözese Salzburg, Thomas Mitterecker, und mit Landesarchiv-Direktor Oskar Dohle. „Dabei entstand die Idee, die historischen Quellen und Bestände in den Gemeinde- und Pfarrarchiven der Oberpinzgauer Gemeinden in einem eigenen Archivführer zusammenzufassen“, erklärt Dohle. Darin sollten natürlich auch die Museen und sonstigen Institutionen Platz finden.
Nach umfangreichen Recherchearbeiten im Jahr 2016 vor allem durch die Gemeinde-Archivare Brunner, Seifriedsberger und Wartbichler – unterstützt durch Archivare und Bibliothekare des Archivs der Erzdiözese Salzburg – entstand der neue Archivführer Oberpinzgau.
Dieser ist in Nachfolge der Salzburger Archivberichte von Franz Martin aus dem Jahr 1948 getreten. Bei den Arbeiten an dem neuen Buch gab es auch einige Überraschungen: So wurden beispielsweise im Gemeindearchiv Wald im Pinzgau eine Urkunde mit einem interessanten Siegel über eine Wappenverleihung aufgefunden oder in Piesendorf rund dreißig Urkunden vom Ende des 14. Jahrhunderts wiederentdeckt. Das heißt, diese waren bisher in keiner Urkundensammlung dokumentiert.
„Es wäre schön, würde es in jeder Gemeinde einen Archivar oder eine fixe interessierte Person geben, die sich laufend um die Bestände kümmert, damit die Dinge nicht einfach irgendwo abgelegt und damit vergessen werden", sinniert der Mittersiller Stadtarchivar Hannes Wartbichler. „Uns ist es ein Anliegen, dass die Bestände möglichst im Oberpinzgau bleiben und gut dokumentiert sind“, betont Wartbichler. „Vor allem möchten wir auch der Jugend, wenn sie sich beispielsweise in vorwissenschaftlichen Arbeiten mit der eigenen regionalen Geschichte beschäftigt, eine Hilfestellung bieten. Wir wollen damit einen Beitrag dazu leisten, dass Tradition und historische Überlieferung in dieser Region Salzburgs erhalten und lebendig künftigen Generationen weitergegeben werden können.“ (Landeskorrespondenz)