„Tabubruch“ mit Eleganz und Stil
NEU IM KINO / CAROL
18/12/15 Regisseur Todd Haynes zeigt in „Carol“ einen aufrichtigen Kampf um Liebe, verpackt in die anmutige Eleganz der 1950er Jahre. Mit Cate Blanchett und Rooney Mara in den Hauptrollen präsentierte sich ein Tabubruch selten ästhetischer.
Von Larissa Schütz
Drama im New York der beginnenden 50er Jahre. Dass die Ehe von Carol (Cate Blanchett) und Harge (Kyle Chandler), trotzt dessen beständigen Rettungsversuchen so gut wie beendet ist, liest man alleine aus ihrem Gesicht.
Carol wäre schon längst fort, wäre da nicht noch ihre kleine Tochter und das gesetzliche Verbot von Homosexualität. Das erschwert die Scheidung, zumal Carol ihre frühere Affäre mit einer Frau nicht im Geringsten bereut. Ebenfalls bis zum Hals in einer Beziehungs- und Sinnkrise steckt die junge Therese, obwohl sie den Heiratsantrag ihres Freundes noch nicht einmal angenommen hat.
Die beiden unterschiedlichen Frauen begegnen sich im vorweihnachtlich geschmückten Warenhaus, in dem Therese arbeitet. Die ist sofort angetan von der eleganten und selbstbewussten Carol.
Auch Carol ist begeistert von der jungen Verkäuferin, die sie mit einem Trick zu einem gemeinsamen Essen lockt. Eine Freundschaft entsteht, sehr zum Unwillen der Männer in diesem Film. Die Frauen begeben sich kurzerhand auf eine Reise in den Westen Amerikas und zu sich selbst.
Dass Haynes mit einem derartigen Stoff um ein lesbische Paar (nach dem Roman The Price of Salt von Patricia Highsmith) Gefahr lief, schnell im plakativen Abseits zu landen, kann man getrost vergessen.
Es ist nicht zuletzt Blanchetts große Anmut, die sie in kleinen Handlungen, wie dem Anzünden einer Zigarette oder dem Zurückstreichen ihrer Haare äußert. Sie ist keine raue Liebhaberin, vielmehr eine ehrliche, die ihrer Zeit nur voraus ist.
Die junge Rooney Mara erscheint etwas zurückhaltender neben der starken Blanchett. Doch genau mit diesen Momenten gibt sie ihrer Rolle den nötigen Tiefgang.
Die feinen Veränderungen ihres Blickes sagen so viel mehr aus, als jeder Satz. Ein gefundenes Fressen für Kameramann Ed Lachmann, der Gefühle nicht nur in effektgeladene Nahaufnahmen verwandelt, sondern auch dem authentischen Set zu bester Geltung verhilft.
Liebe und Verzweiflung gehen Hand in Hand nebeneinander. Und obwohl Carols Gemüt, die gesellschaftlichen Konventionen und nicht zuletzt der aufbrausende Ehemann so treibend sind, gibt Tod Haynes dem Film ein ruhiges Tempo. Ideal gewählt, denn „Carol“ verdient Blick fürs Detail, zu jeder Minute.