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Schnell mal mit Hemingway in die Kneipe

IM KINO / WOODY ALLEN / MIDNIGHT IN PARIS

30/08/11 Es ist immer beruhigend, wenn man Leute trifft, die genau so sind wie man sie sich vorstellt. Wenn derjenige aber Hemingway ist, ganz Mann, ein herb-viriler Klugscheißer sondergleichen? Da können einem erfolglosen Hollywoodautor schon die Knie weich werden …

Von Reinhard Kriechbaum

altVon der Pariser Vergangenheit träumt Gil (Owen Wilson), der Hollywood-Drehbuchautor, der Ambitionen in Sachen Roman hat. Von einem Mansarden-Kämmerchen à la Bohème, was seine Verlobte mit einem desillusionierenden „fehlt nur noch die Tuberkulose“ quittiert. Aber dann passiert auf dieser durch und durch touristischen Paris-Reise Unerwartetes. Gil durchstreift nächtens die Stadt. Da winkt ihm jemand aus einer Oldtimer-Limousine zu und heißt ihn einsteigen. Gil landet auf einem Künstlerfest in den 1920er Jahren. Es bleibt nicht bei diesem einen nächtlichen Ausflug in die Vergangenheit: Es ist auch „ein kleines Fest für Jean Cocteau“ angesagt, die Gesellschaft verschlägt Gil den Atem. Bald trifft er auf Hemingway. Er landet auch daheim bei Gertrud Stein, die gerade mit Picasso streitet. Modigliani und Braque geben sich ein Stelldichein.

altKein Wunder, dass die Zeitreise gelegentlich mit den Erwartungen der Gegenwart kollidiert. Und blöd, dass das Zeitreise-Auto ausgerechnet an dem Abend auf sich warten lässt, als Gil seine Verlobte mitnehmen will in die verführerische Vergangenheit. Sie zuckt die Achseln und geht ins Hotel zurück – Gil findet sich abermals allein in der Zeitspirale und landet diesmal an einem Kaffeehaustisch mit Bunuel und Man Ray: Die haben gut reden! „Ihr seid Surrealisten, ich bin ein normaler Kerl!“

Der dieser Tage verstorbene Loriot fällt einem unwillkürlich ein zu dieser Art von Humor. Woody Allen ist dann am besten, wenn im gehobenen Bürgertum umgeht, einhakt bei dessen Verständnis von Kultur und Bildung. Daraus sind Wortwitz und Situationskomik entwickelt, und davon hat dieser Film eine starke Dosis. Dass all die historischen Figuren aus der Pariser Bohème sich akkurat Klischee-gemäß geben, das ist natürlich der Clou. Woody Allen ist routiniert genug, um das nicht ganz platt werden zu lassen, sondern die Handlung immer wieder ein wenig so zu drehen, dass man lachen darf, ohne sich für die Platituden zu schämen. Leichtfüßige Unterhaltung wurde dem Eröffnungsfilm des diesjährigen Festivals in Cannes attestiert – ja, das ist es ganz gewiss, beste Unterhaltung.

Bilder:www.midnight-in-paris.de

 

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