Wohin mit der Leih-Oma?

KINO / DIE UNABSICHTLICHE ENTFÜHRUNG DER ELFRIEDE OTT

01/10/10 "Und wenn ma's da einistellen zum Altpapier?" Das wäre freilich eine ungewöhnliche Art, sich eines Entführungsopfers zu entledigen. Aber außerordentliche Situationen drängen eben zu einfallsreichen Lösungen.

Von Reinhard Kriechbaum

altEine andere Option, die größtmögliche Anonymität sicherte, wäre die Babyklappe. Aber da passt Elfriede Ott eben auch nicht hinein. Was also tun mit der prominenten alten Dame? Sie ist ja mehr oder weniger zufällig den beiden Schlawinern in die Hände gefallen, die nicht so recht als Entführer taugen. Auch die Krankenschwester ist der Meinung, dass der Kriminalfall nicht ganz so läuft, wie er laufen könnte: "Den Schenk hätten's entführen sollen, den halt i net aus. Oder den Muliar."

Aber nun ist es mal die Ott. Ihre Lust auf Biskottentorte erwacht sogleich, wenn sie selbst aus dem tierischen Tiefschlaf erwacht ist. Das Pferdebetäubungsmittel taugte ja tatsächlich eher für eine Rosskur, aber unterm Ladentisch war auf die Schnelle nichts anderes zu kriegen. Und die Sache bringt immerhin eine der köstlichsten Szenen: Elfriede Ott im hyperaktiven Wachkoma, im Schlafrock auf dem altBett tanzend - noch nicht ganz entschieden, ob die Rolle nun mehr in Richtung Lipizzaner oder doch zum "Mädl aus der Vorstadt" entwickelt wird.

Wir verraten nichts weiter. Nur dass wir uns amüsiert haben wie schon seit Jahren in keiner österreichischen Filmkomödie mehr. Die nimmt sich bekanntlich viel zu oft viel zu sehr ernst, gerade der "Kabarettfilm". Und bei einer so prominentern Film-Debütantin (die 85jährige Ott in ihrer ersten Film-Hauptrolle!) drohte ja durchaus ein gewisser altEhrfurchts-Bammel. Aber in diesem Fall ist man in jeder Minute davon überzeugt, dass die Protagonisten und die Story-Erfinder selbst die allergrößte Gaudi hatten. Erwarte das Schräge und wundere dich trotzdem! Der Humor-Fremdgang von Regisseur Andreas Prochaska ("In drei Tagen bis Du tot") beruht auf einem genial-verqueren Drehbuch von Alfred Schwarzenberger und Uwe Lubrich, das dann auch noch einer der Hauptdarsteller (Michael Ostrowski) und der Regisseur selbst aufgepeppt haben. Viele Köche, aber ein gelungener Brei mit üppigen Humor-Kalorien. Nicht, dass es subtil zuginge, aber die Geschichte lebt davon, dass die meisten Pointen doch ein wenig anders kommen, als man es erwartet. Dass das nestroy-possenhafte Couplet-Finale dann noch mal gebrochen wird, ist eh so klar wie nur.

Michael Ostrowski und Andreas Kiendl: Die beiden machen sich bei diesem in Graz gedrehten Road-Movie, abwechselnd die Acht-Meter-Taxilimousine manövrierend oder den Rollstuhl des Entführungsopfers schiebend. Da kommt manches und mancher unter die Räder - nur nicht der Chiwawa der Elfriede Ott. Der wird vom erbschleichenden Neffen genüsslich verspeist. Aber keine Sorge: Der Ott echter Liebling Pipsi hat im Lauf der Dreharbeiten nicht leiden müssen.

Bilder: www.ott-derfilm.at