Kontrastprogram pur!

NEU IM KINO / I LOVE YOU PHILLIP MORRIS

16/07/10 Ein Autounfall: Dreh- und Wendepunkt im Leben des Protagonisten Steven Russel (Jim Carrey), der ihm – so meint dieser jedenfalls – die Augen geöffnet hat. Die Lösung: Ein Neuanfang.

Von Isabell Spanier

altUm nur konsequent zu sein, tauscht der unscheinbare, fleißige Kirchensänger und liebevolle Familienvater deshalb sein altes Leben gegen Neues ein: er wird schwul, kauft sich einen Hund, zieht nach Florida, stürzt von Party zu Party oder genauer gesagt: dem American Dream hinterher.

„Etwas was mir nie bewusst war und weil auch niemand darüber sprach: Schwul-sein ist wirklich teuer! – So konnte ich eigentlich nichts dafür: Ich wurde Hochstapler.“: Und so rauscht Steven Russel mit Kreativität, Witz und einem gehörigem Schub an Raffinesse von einer erstaunlichen Betrügerei zur nächsten. Skrupellos und ohne mit der Wimper zu zucken nutzt er die Gutmütigkeit seiner Bekanntschaften aus, sei es im Job oder in Beziehungen, um seinen hohen Lebensstandard und Liebeleien zu finanzieren. Dabei nimmt er schon den einen oder anderen Gefängnisaufenthalt in Kauf: „Entweder lügst du wegen Geld, oder du tust es wegen der Liebe.“

Jedoch stellt sich der Zuschauer nach noch dreisteren und forscheren Methoden schnell die Frage, wann das Kartenhaus einem Windstoß zu viel widerfährt. Denn Steven Russel führt nicht nur Arbeitskollegen, Polizisten, Haftgenossen, Familie und Freunde an der Nase herum, auch der Zuschauer muss sich auf den ein oder anderen Irrweg gefasst machen. Ob es sich dabei nur um überdrüssigen Liebeswahn oder schon um Wirklichkeitsverlust und Wahnsinn handelt, muss man wohl oder übel für sich selbst entscheiden. Russel: „Ich habe eine Tendenz zum Lügen. Aber irgendwann bringt das Leben Dinge ans Tageslicht. Du kannst es auch Offenbarung nennen.“

Die Filmkomödie „I love you Phillip Morris“ Glenn Ficarra und John Requa, nach einem Roman von Steve McVicker, basiert auf einer wahren Geschichte und erzählt nicht nur vom abrupten Lebensumwurf Steven Russels und seinen sprunghaften Gefängnisaufenthalten. Denn vor allem die Begegnung mit seinem Gefängniskumpanen Phillip Morris (Ewan Mc Gregor), welche eine turbulente aber ernsthafte Liebesbeziehung nach sich zieht, scheint sein Leben auf den Kopf zu stellen. Es geht um persönliche Katastrophen, unerwartete Höhenflüge, aber hauptsächlich um die gewaltsame Macht der Worte.

Es überzeugt nicht nur Jim Carrey in der Hauptrolle als Steven Russel wie üblich mit Witz, Charme und frechen Worten, sondern auch mit ernsteren und emotionalen Momenten, die man vor allem dem Umgang mit Ewan Mc Gregor (Phillip Morris) zuzuschreiben hat, der seine Rolle als hilfloses, naives und hausmütterliches Blondchen mit durchaus ausgeprägtem Sinn für zweisame Romantik gut verkörpert.

Das alles ist im Detail so klischeehaft und verrückt, eine Story mit vielen Wendepunkten, manchen Überraschungen und vor allem einem Ende, das keiner erwartet.