Wieviel darf ein Essiggurkerl kosten?

REPORTAGE / KLAPPE

27/01/12 Mit viel Begeisterung sind sie bei der Sache, die Schattenboxer ebenso wie jene, die als „Klappe-TV“ das Geschehen an den beiden Tagen des Jugendfilmfestivals dokumentieren. Am Freitag (27.1.) hat im Oval die „Klappe“ begonnen.

Von Reinhard Kriechbaum

altWieviel darf ein Essiggurkerl kosten? 20.000 Euro scheinen jedenfalls deutlich überteuert – es sei denn, es sind Plastikgurken, wie sie Erwin Wurm im Vorjahr im Museum der Moderne ausgestellt hat. Die damalige Ausstellung „Ich als Essiggurkerl“ war auch der Anlass, jugendliche Migrantinnen und Migranten vor die Kamera zu holen und zu Rollenspielen aufzufordern. „Ich als Selbstporträt“ ist originell, weil die unterschiedlichsten Ideen lustvoll, pointiert und ganz ohne pädagogische Absicht daherpurzeln.

Es ist ja nicht so, dass am Freitag zur Mittagsstunde schon der Bär los wäre in Salzburgs Einkaufszentrum. Im Oval, wo die Filme gezeigt werden, waren die Kids ohnedies unter sich. Den einen oder anderen neugierigen Blick haben die Teilnehmer am Stunt-Workshop aber auf dem Theaterplatz auf sich gezogen, wo sie das Schattenboxen trainierten. Ferdi Fischer hält diesen Workshop. Er gilt als Profi in der internationalen Filmszene. Da ist also Action ohne eingeschlagene Zähne und ohne blaue Flecken angesagt.

altDie Aufmerksamkeit wird sicherlich steigen, weil am Wochenende wirklich viele Menschen im Europark umgehen. Zum ersten Mal findet die Klappe dort statt. „Die Entscheidung fußt auf der Überlegung, dass wir im Europark mehr jugendliches Zielpublikum erreichen sowie aufgrund der ‚Freiflächen‘ wesentlich mehr Workshops vor Ort anbieten zu können“, sagt Klappe-Organisator Wolfgang Drechsler.

Viele Initiativen, die in Salzburg die Filmkultur fördern oder einschlägige Ausbildung bieten, haben Infostände aufgebaut. Hoffentlich sagt den jungen Leuten dort auch jemand, dass Filmemachen, wenn man es professionell angeht, ein mühsames und finanziell meist undankbares Geschäft ist. Eben erst ist ja der „film:riss“ endgültig aus Salzburg abgesiedelt.

Aber die Jungen haben Ambition. DrehPunktKultur hat in den Programmblock „Ich und die anderen“ hineingeschaut. „Schritt für Schritt …“ ist ein Drei-Minuten-Feature über jugendliche Flüchtlinge. Ein Balance-Gerät auf einem Spielplatz signalisiert, dass Schritte ins Ungewisse gemacht werden müssen. Die Kürze macht den Reiz dieses Films der Neuen Mittelschule Lehen aus (er ist entstanden unter der Leitung von Karin Helml).

Schülerinnen und Schüler des BGR Akademiestraße machten sich in „Festgefahren“ auf die Spuren der Sinti und Roma in Salzburg. Nicht nur auf jene des Zigeunerlagers Maxglan (das eigentlich an der Glan im Moos war), auch auf jene Zigeunerhochzeit 2010 in Puch, die bei den ortsansässigen Nachbarn zum Teil nicht so gut angekommen ist. Umfragen unter Passanten beweisen: Nicht-Wissen und Vorurteile in Sachen Sinti und Roma sind in etwa gleich groß. Aber manche wissen wenigstens, wie man politisch korrekt antwortet.

Ebenfalls im BRG Akademiestraße ist das Porträt „Kick Off“ über einen somalischen Asylwerber entstanden. „Es gab für die Klappe Nr. 7 knapp sechzig Einreichungen, rund die Hälfte davon von Schulen“, sagt Wolfgang Drechsler. Das sei „ein sehr erfreulicher Trend“. Filmemachen ist logischerweise Teamwork. Heuer gibt es erstmals einen eigenen Preis für solche schulischen Filme, die „Schul- klappe“. Wie bisher werden die „Große Klappe“, die „Kunstklappe“ und ein Publikumspreis  vergeben.

„Tatort Schule“ (Mobbing), „Ein feucht-fröhliches Abenteuer“ („Über Trinkgewohnheiten an unserer Schule“) – die jungen Leute finden ihre Themen in der Hauptsache in ihrem eigenen Alltag.

KLAPPE 7_12 – bis 28. Jänner im Oval/Europark. Peisverleihung ist am Samstag (28.1.) um 16 Uhr. - Detailprogramm zum Download - www.klappe.at
Bilder: dpk-krie (2); Institut für Medienbildung (1)