Der Panther ist eine junge Dame
DAS KINO / CINEMA NEXT / FILMNACHT
12/12/11 Wie berichtet, wird „film:riss“, das studentische Filmfestival, nicht mehr stattfinden. Die Nachfolge-Initiative, „Cinema next“, eine Art Wanderkino-Festival, macht aber hier Station: am kommenden Donnerstag (15.12.) im „Das Kino“.
Von Reinhard Kriechbaum
Ein eigenartiges Bild: Weltweit werden derzeit pro Sekunde vier Menschen geboren, aber sieben Computer produziert. Alltägliche Handlungen, wie der Kauf eines Computers, erzeugen immer globale Auswirkungen auf sozialer und ökologischer Ebene. „BEHIND THE SCREEN – Das Leben meines Computers“ ist ein aufwändiger Dokumentarfilm von dem Salzburger Filmemacher Stefan Baumgartner. Der Film gibt den Menschen hinter dem wichtigen Elektronik-Produkt ein Gesicht und stellt dadurch die schwer einsehbaren Verbindungen eines dezentralisierten Wirtschaftssystems anhand realer Abläufe dar. So werden auch Auswüchse der Marktwirtschaft klar.
„Behind the Screen“ ist einer der Streifen, die in der „Cinema-Next“-Filmnacht zu sehen sein werden. Als Salzburg-Premiere wird „Papa“ gezeigt, mit dem Unmut Dag den Kurzspielfilm-Preis bei der „Diagonale“ gewonnen hat. Auch der preisgekrönte Trickfilm „Der Besuch“ von Conrad Tambour ist eine Salzburger Erstaufführung.
„Cinema Next“ ist eine flexible Art der Präsentation des jungen Films: Vorfilme, Filmpremieren, Filmnächte sollen das junge österreichische Filmschaffen näher ans Publikum bringen. Außer dem Salzburger Filmkulturzentrum „Das Kino“ sind bisher das Moviemento in Linz, das Cinema Paradiso in St. Pölten und das Votivkino in Wien eingebunden.
Die erstmals stattfindenden Cinema-Next-Filmnächte im Dezember 2011 vereinen in Zwei-Stunden-Programmen diesjährige Highlights des österreichischen Nachwuchskinos sowie neue Arbeiten aus den jeweiligen Bundesländern.
Außer Stefan Baumgartners „Behind the Screen“ im „Fokus Salzburg“: Der dreiminütige Film „One Way Ticket“ von Jacqueline Krenka bezieht sich auf Rilkes 1902 entstandenes Gedicht „Der Panther - Im Jardin des Plantes, Paris“. Es geht um einen Panther, der durch die Gefangenschaft seine wahre Natur und Persönlichkeit verliert und somit nur noch aus einer Hülle des ursprünglich freien Tieres besteht. Selbstenfremdet auf Grund der Gefangenschaft, die auch eine Gefangenschaft des freien Willens und somit seiner Seele darstellt, stirbt der Panther innerlich. Die Filmemacherin Jacqueline Krenka überträgt die Figur des Panthers auf ein Mädchen, das nicht in ihr Umfeld, in unsere Gesellschaft passt.
Ebenfalls in Salzburg entstanden: der einminütige Experimentalfilm „Broken Time“ von Johannes Gierlinger und „Jam Jar“ von Veree Lynn Puhm.
