Aus der Erinnerung wächst Widerstand

FILMNACHWUCHSPREIS / SIMON S. 2018

11/12/18 Der mit 5.000 Euro dotierte Filmnachwuchspreis der Stadt Salzburg wurde gestern Montag (10.12.) im Filmkulturzentrum Das Kino vergeben. Der „Simon S.“ 2018 wurde dem Essay-Film „Remapping the Origins“ von Johannes Gierlinger zugesprochen.

In 43 Minuten entwirft er das vielschichtige Panorama einer polnischen Stadt, wo sich Erinnerung zu einer Form des Widerstandes entfaltet. „Ein polyphones Filmpuzzle, in dem er aktuelle politische Strömungen aufzeichnet und gesellschaftliche Fragen aufwirft.“, so die Fachjury Ihr gehörten Martin Hasenöhrl (Film- und TV-Regisseur), Antoinette Zwirchmayr (Filmemacherin) und Wolfgang Steininger (GF Moviemento und Top Kino Linz) an.

Die Besonderheit dieses Werks liege „in der Verwebung von ungewöhnlichen, beschwörenden Bilden und reflektierenden Satzfolgen“, so die Juroren. „Durch das Aussparen von Bedeutungshoheit gelingt es, dass verschiedene ideologische Diskurse, Vergangenheit und Gegenwart nebeneinander existieren können. Als Zuseher*in wird man schnell in den Sog des Films hineingezogen, der Wogen der Begeisterung aufbranden lässt.“

Insgesamt stellt die Stadt Salzburg 10.000 Euro für junge Filmemacher zur Verfügung. Über den zweiten Preis, dotiert mit 3.000 Euro, für das Doku-Drama „La Famille“ freuten sich Kerstin Glachs und ihr Team. Die familiäre Spurensuche einer jungen Frau entwickelt sich in dem 36-Minuten-Film zu einem berührenden dokumentarischen Familienportrait, beginnend mit einer aussichtslosen Liebe im 1. Weltkrieg, über ein Jahrhundert hinweg. Die Zusammenführung der deutschen und französischen Familie sei ein schönes Beispiel für die Überwindung von nationalen Grenzen, hebt die Jury hervor, „die der Film durch die Auflösung von Genregrenzen, und durch die gelungene Ergänzung der Dokumentation durch historische Spielfilmsequenzen, auch formal verfolgt.“
Mit dem dritten Preis, dotiert mit 2.000 Euro, wurde der Kurzfilm „Die Hochzeit“ von Sebastian Mayr ausgezeichnet. Mark ist Anfang 30, Studienabbrecher, erfolgloser Fotograf und Single. Auf dem Hochzeitsfest seiner Schwester kommt es zu unangenehmen Begegnungen mit alten Freunden und der eigenen Familie: „Und, was treibst du so?“

„Visuell überzeugend, mit viel Humor und geschickt konstruierten Dialogen erzählt Sebastian Mayr von einer Gesellschaft, in der Statussymbole wichtiger sind als Gefühle. Er erweist sich dabei als genauer Beobachter von sozialen Rollen – und dem Ausbruch aus ihrem Korsett. Ein erstklassig besetzter Ensemblefilm.“, so die Jury.

Die Film- und Medienförderung zählt zu den Schwerpunkten im Kulturentwicklungsplan der Stadt Salzburg. Im Bereich Film konzentriert sich die Subventionsvergabe auf Startförderungen für Filmprojekte, Zuschüsse für Drehbuch- und Projektentwicklungen, Postproduktion und Verwertungen. Für den biennalen Filmnachwuchspreis „Simon S.“ gab es zwölf Einreichungen. Der Preis „Simon S.“ wurde zum vierten Mal vergeben. (InfoZ)

Bild: Stadt Salzburg / A. Hoerner