Was Michael Bilic besonders gern sah und sieht

HINTERGRUND / DAS KINO

07/12/16 Michael Bilic, der scheidende Leiter und Geschäftsführer des Salzburger Filmkulturzentrums „Das Kino“, hat im Dezember ein Special von seinen Favorit-Filmen zusammengestellt. In diesen Tagen ist Leonard Cohen das Thema.

Die Musik des kürzlich verstorbenen Dichters und Sängers habe ihn immer begleitet, erzählt Michael Bilic, 1973 hat er Cohen in Paris in einem Konzert erlebt. „Vom britischen Regisseur Tony Palmer, der auch Filme über John Lennon, Frank Zappa und Maria Callas gemacht hat, habe ich den 1974 entstandenen Streifen „Bird On A Wire“ bekommen.“ Palmer begleitete den jungen Cohen auf einer Welttournee, zeigt ihn auf der Bühne, in Interviews, Backstage und bei intimen Momenten. Der zweite Film ist eine Hommage verschiedener Interpreten an Leonard Cohen: „I'm Your Man“ sei „ein berührender, wunderbarer Konzertfilm mit vielen Stars wie Bono, Rufus Wainwright“, so Bilic.

Solche Filme erinnern daran, dass „Das Kino“ in seiner Anfangsphase ja, eben dank Michael Bilic, so etwas wie ein Multi-Kulturzentrum war: „1978 starteten wir mit dem Konzept eines 'offenen Hauses'“, erinnert sich Bilic. „Wir fühlten uns nicht nur für Film zuständig. Wir veranstalteten Theater, Kabarett, Pantomime, Rock- und Jazz-Konzerte, Lesungen sowie Ausstellungen.“ Das Programmkino war somit Salzburgs erste „Neue Kulturstätte“, noch vor der ARGEkultur und dem TOI-Haus. Auch Rockhouse, Kleines Theater und Literaturhaus wurden ja erst in den 1980er Jahren gegründet. „Ich bin immer neugierig gewesen, offen für Veränderungen und Neues.“

Aber das Kerngeschäft war natürlich die Filmkultur abseits des Mainstream. Was also ist Michael Bilic besonders wichtig, was hat er ausgewählt für sein finales Dezember-Special? „An erster Stelle meines Programms steht natürlich Charles Chaplin“, fünf Filme sind es geworden, und dazu noch „Monsieur Chocolat“, in dem Chaplins Enkel James Thiérrée, der das Talent seines Großvaters verkörpert, die Hauptrolle spielt. James Thiérrée, Sohn von Victoria Chaplin, ist in Frankreich inzwischen ein Superstar.

Auch Filme von dem bayerischen Querdenker Karl Valentin (aus den 1930er Jahren) sind Bilic wichtig. „Mit der liebenswerten Komödie 'Die Ferien des Monsieur Hulot' (1951) und seiner verrückt komischen Hommage an die Welt des Zirkus sowie mit 'Parade' (1974) sind zwei Filme des französischen Komikers Jacques Tati im Programm. Und natürlich das berühmteste Komiker-Paares der Filmgeschichte: Stan Laurel & Oliver Hardy. Alle Stummfilme der beiden werden – wie in guten alten Kinotagen – von Gerhard Pirklbauer vom Mozarteum live am Klavier begleitet“, freut sich Bilic. Zum Komischen rechnet noch der schwedische Film „Die Abenteuer des Herrn Picasso“, eine originelle Farce über Leben und Wirken des Malers und zugleich eine Verulkung der künstlerischen und politischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts.

Großes aus der Filmgeschichte, das Bilic besonders wichtig ist: „Aus meiner filmischen Biografie ist 'Alexis Zorbas' nicht wegzudenken“, bekennt er, nicht nur wegen der Musik von Mikis Theodorakis, auch wegen Anthony Quinn: „Einer meiner Lieblingsschauspieler“. Anthony Quinn war auch in Fellinis „La Strada“ (1954) dabei. Etwas für Feinspitze: 1978 hat der italienische Regisseur Ermanno Olmi für sein liebevoll detailliertes, teilweise dokumentarisch gedrehtes Epos „Der Holzschuhbaum“ die Goldene Palme gewonnen, „für mich eines der bescheidensten, behutsamsten und eindrücklichsten Werke meiner Kinozeit“.

„Als aktiver Tango-Tänzer habe ich mit 'Un Tango Más' einen in diesem Jahr entstandenen Film aufgenommen und ein weiterer Musikfilm ist mein Tribut an den von mir so geschätzten Hubert von Goisern, 'Brenna tuat's scho lang'.“ Stichwort Berge: „Heidi“ hatte es Michael Bilic schon als Kind angetan, und „Die Geschichte vom weinenden Kamel“ war der erste Film, der aus der Mongolei nach Europa gekommen ist.

„Über die Jahre habe ich immer wieder die Entwicklungen der Psychologie und Psychotherapie filmisch begleitet“, erklärt Michael Bilic. „Aus diesem Grund ist das einfühlsame Porträt des derzeit einflußreichsten Autors und Psychotherapeuten Amerikas Irvin D. Yalom in meinem Abschiedsprogramm.“ Für engagiertes Kino aus Lateinamerika stehen „El secreto de sus ojos“ (In ihren Augen) und der Klassiker „Un lugar en el mundo“ (Ein Ort auf dieser Welt). (Das Kino/dpk-krie)

Das Michael-Bilic-Special des scheidenden Kinoleiters im Detail - www.daskino.at
Bilder: Das Kino