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Pro Lebensjahr ein Kulturvereinigungs-Konzert

IM PORTRÄT / LEOPOLD HAGER

23/09/15 Bald – am 6. Oktober – wird er achtzig. Und vorher noch leitet sein 80. Konzert bei der Kulturvereinigung. Da wird man Leopold Hager auch als Komponisten kennen lernen. Aber diese Art künstlerischer Betätigung ist für ihn lange, lange her, eben so wie die Einspielungen der Jugendopern von Mozart, mit denen er sich einen festen Platz in der Schallplatten-Geschichte sicherte.

Mit Dreißig, so hatte er sich vorgenommen, wolle er es zum Generalmusikdirektor bringen. Genau einen Monat vor diesem runden Geburtstag war es so weit, da übernahm Leopold Hager seine erste große Chefposition in Freiburg im Breisgau. Solche Präzision in der Lebensplanung lässt einen unwillkürlich an jene Genauigkeit der Zeitmaße denken, die nicht nur Leopold Hagers Mozart-Interpretationen auszeichnete und auszeichnet.

Untrennbar mit dem Namen Leopold Hager verknüpft ist die Wiederentdeckung von Mozarts Jugendopern. Von 1969 bis 1981 war Leopold Hager Chefdirigent des Mozarteumorchesters, ab 1973 war er auch Opernchef am Landestheater. In die Mitte der siebziger Jahre fielen seine und seines Orchesters Einspielungen dieser bis dato vernachlässigten Werke. Federführend waren dabei die Stiftung Mozarteum und Gottfried Kraus als Leiter der Musikabteilung des ORF.

In einer Geburtstag-Eloge der Kulturvereinigung wird ein durchaus heikles Thema angesprochen: „Wie geht es einem Dirigenten, der in einer bestimmten Mozart-Tradition aufwächst, die plötzlich durch die Musizierbewegung auf historischen Instrumenten abbricht? Hager meint, es galt zunächst das Neue zu ordnen. Was ist gut daran? Er erinnert sich an eine großartige Aufführung der Johannes-Passion mit Harnoncourt und dem Concertgebouworchester oder dessen Monteverdi-Zyklus. Er erinnert sich aber auch an große Irritationen zur damaligen Zeit. Inzwischen zeigt sich, dass es eine vollkommene andere Richtung des Musizierens ist, vergleichbar mit einer Malerschule, die den Mainstream unterbunden hat. Schade findet er, dass das heutige Publikum die seinerzeitige traditionelle Praxis dadurch kaum mehr kennenlernen kann. Er selbst hat zwar verschiedene Merkmale dieser neuen Richtung übernommen, würde aber in Salzburg keine Werke von Mozart mehr dirigieren.“

Leopold Hagers Salzburger Wurzeln: Da taucht Bernhard Paumgartner ebenso auf wie Josef Messner. Ein „Damaskuserlebnis“ sei für den Zwölfjährigen gewesen, als er die Orgel in der Stiftskirche St. Peter brausen hörte. Es sah für ihn zuerst nach Organistenlaufbahn aus. Die Begeisterung für dieses Instrument und der Unterricht beim Domorganisten Franz Sauer machten es möglich, dass der Siebzehnjährige als Sauers Urlaubsvertretung auch Hochämter spielen durfte. Josef Messner war voll des Lobes über jene Psalmkomposition, die man in dieser Woche auch in zwei Kulturvereinigungskonzerten wird hören können. 1955 wurde das Stück uraufgeführt. Für sein Orgelspiel heimste Hager auch Preise ein, und noch in seiner Zeit als Leiter des RTL-Orchesters in Luxemburg hat er alle Händel’schen Orgelkonzerte auf CD eingespielt.

Leopold Hager studierte am Mozarteum Dirigieren und Komposition, Klavier,auch Cembalo. Sein Berufsleben von Leopold Hager begann am Staatstheater Mainz (Korrepetitor mit Dirigierverpflichtung, so begannen damals noch Dirigentenkarrieren). Dort hat er nach fünf Jahren immerhin die Strauss'sche „Arabella“ mit Anneliese Rothenberger und Lisa Della Casa erarbeitet. Linz und Köln waren weitere Stationen vor Salzburg.

1961 begegneten sich Hager und das Mozarteumorchester zum ersten Mal bei einer Serenade, es war dies zugleich sein erstes Konzert als Dirigent bei den Salzburger Festspielen. 1978 wurde Hager erstmals ein Festspielkonzert mit den Wiener Philharmonikern anvertraut. In der Wiener Staatsoper dirigierte er gut dreihundert Vorstellungen. Auf rund hundert Operntitel hat Hager es gebracht. Von 1981 bis 1996 leitete er das Orchester von Radio Luxemburg. 2005 – mit 70 Jahren – übernahm er für drei Jahre noch einmal eine Chefposition, an der Wiener Volksoper. Zwölf Jahre lang war er zudem Lehrer an der Wiener Musikuniversität. Heutige Studenten hätten unvergleichlich höhere technische Fertigkeiten als in seiner Jugend, aber die musikalischen Defizite seien heute größer, urteilt er kritisch. (Kulturvereinigung/dpk)

Heute, Mittwoch (23.9.), dirigiert Hager im Großen Festspielhaus Schuberts Fünfte Symphonie und die „Siebente“ von Bruckner, die auch am Donnerstag und Freitag (24./25.9.) auf dem Programm steht. Da sind zuvor Hagers Zweiter Psalm, die Alt-Rhapsodie von Brahms und zwei Bruckner-Motetten zu hören. Es spielt das Mozarteumorchester, es singt der Salzburger Bachchor. – www.kulturvereinigung.com
Bild: Salzburger Kulturvereinigung

 

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