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„Passion of Musick“

IM PORTRÄT / DOROTHEE OBERLINGER

04/09/15 Instrumentalistin des Jahres war sie schon (eine Auszeichnung, die man im Regelfall ja doch nur einmal im Leben einheimst). Mit den anderen „Echo“-Preiskategorien verhält es sich anders: Da kann man schon alle paar Jahre drankommen. Die Blockflötistin und Professorin an der Universität Mozarteum hat demnächst deren drei.

Die Blockflötenvirtuosin wird mit ihrer jüngsten Einspielung „Passion of Musick“ vom Bundesverband Musikindustrie am 18. Oktober im Konzerthaus Berlin den Echo Klassik in der Kategorie „Beste Kammermusikeinspielung des Jahres (bis inkl. 18. Jh.)“ entgegen nehmen. In der „Zeit“ hieß es über diese Einspielung: „Was für eine fantastische, mit heißem und kaltem Atem belüftete Szenerie! ... Wie da vieles mit vielem zusammenkommt, ... das ist fabelhaft.“ Nach den Einspielungen „Italian Sonatas“ (Instrumentalistin des Jahres, 2008) und "Flauto Veneziano" (Konzerteinspieling des Jahres, 2013) ist dies der dritte ECHO für die Künstlerin, die Deutschlandradio einmal als „Superstar der Alten Musik“ hat hochleben lassen. „Die Zeit“ gab sich aristorkratischer und schrieb von Oberlinger als „Königin der Blockflöte“.

Wo kommt der Titel der CD eigentlich her? „The Passion of Musick“ heißt eine Fantasie des schottischen Soldaten und Komponisten Tobias Hume. Gemeinsam mit Oberlingers Ensemble 1700 sowie dem Gambisten Vittorio Ghielmi und seinem Gambenquartett „Il Suonar Parlante“ gewährt die Einspielung Einblicke in die vielfältige „Private musick“: Obwohl die Zeiten nicht gerade die ruhigsten waren, blühte sie im England des 17. Jahrhundert in eleganten Salons, aber auch in Pubs und Gasthäusern. Auf der Suche nach dem kammermusikalischen Repertoire dieser Zeit folgen die Musiker dabei auch der Fährte, die die traditionelle, keltisch geprägte Musik im barocken Kunststil Englands, Schottlands und Irlands hinterlassen hat und zeichnen auf diese Weise ein vielfältiges Bild der Musizierpraxis der Zeit.

Dorothee Oberlinger leitet auch das Institut für Alte Musik am Mozarteum. In dem 2002 von ihr gegründeten „Ensemble 1700“ kommt die Crème de la Crème der Alten Musik-Szene in Deutschland regelmäßig zu Konzerten und Aufnahmen zusammen. Das Ensemble widmet sich der europäischen Kammermusik des 17. und 18. Jahrhunderts auf musikwissenschaftlich fundierter und aufführungspraktischer Grundlage, gepaart mit höchster spieltechnischer Fähigkeit. „Jede Anregung, jede Verzierung oder Idee wird umgehend aufgenommen und weiter verarbeitet“, lobte ein Kritiker in der Internet-Kulturzeizung „kultiversum“.

Neben ihrer intensiven Beschäftigung mit der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts widmet sich die 1969 in Aachen geborene Dorothee Oberlinger immer wieder auch der zeitgenössischen Musik. So wirkte sie an der jüngsten CD "Touch" des Schweizer Pop-Duos "Yello" mit. Seit 2004 ist sie Professorin an der Universität Mozarteum. Seit 2009 ist sie Intendantin der traditionsreichen Arolser Barockfestspiele. Für ihre CD „Flauto Veneziano“ erhielt sie 2012 auch einen „Diapason d'Or“.

"Instrumentalist des Jahres" ist heuer übrigens auch ein Blockflötist geworden: der Schweizer Maurice Steger, den Dorothee Oberlinger heuer im Mai zu einem Konzert im Zyklus "Klangreisen" der Universität Mozarteum eingeladen hatte. Das war damals wirklich ein Gipfeltreffen von Blockflöten-Virtuosen...(dpk)

CDs mit Dorothee Oberlinger: www.dorotheeoberlinger.de
Bilder: www.dorotheeoberlinger.de
Zur Konzertbesprechung Wirklich ein Blockflötenfest

 

 

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