Überschwemmung auf der Pernerinsel

IM PORTRÄT / HENRY MASON

30/07/15 Monatelang sei er zwischen Wörterbüchern und Reimbüchern gesessen, um das Englisch von Shakespeare in ein äquivalentes Deutsch zu übersetzen, sagt Regisseur Henry Mason. „Eigentlich kann man nur scheitern, bei solch einem Versuch.“

Von Anne Zeuner

Henry Mason inszeniert „Die Komödie der Irrungen“ auf der Perner-Insel. Es gehört zu den weniger populären Stücken Shakespeares, als Frühwerk sei lange Zeit abschätzig besprochen worden, als ein Stück ohne Figurentiefe. „In den letzten Jahrzehnten wurde es im englischsprachigen Raum wiederentdeckt“, sagt der Regisseur. „Ich persönlich finde, es ist ein erstes kleines Meisterwerk.“ Natürlich haben die Figuren eines so jungen Autors nicht die Tiefe wie in seinen späteren Werken, aber man erkenne eben schon Anlagen des späteren, genialen Shakespeare-Schaffens.

Vor allem in der Widersprüchlichkeit erkenne man den künftigen Meister, da offenbare sich das Vielschichtige. „Bei Shakespeare verdichtet sich plötzlich die Sprache, die Bilder sind nicht mehr eindeutig.“ Bei der Übersetzung habe er versucht sich bei seiner Übersetzung sehr nahe am Original zu halten. Wenn man aber im Deutschen Reime haben wolle, müsse man sich stärker vom englischen Originaltext trennen. Dennoch sei es eine schöne Arbeit gewesen, die englischen Reime zu übersetzen, „ein bisschen wie ein Kreuzworträtsel zu machen“, sagt Henry Mason.

Die Bühne auf der Perner-Inselder wird eine triefend nasse Angelegenheit, denn Mason lässt sie fluten. Das Wasser sei eine zentrale Metapher, die sich durch das gesamte Stück zieht, erklärt er. Es beginne mit einem Schiffbruch und damit einhergehend mit einem Familientrauma. In der Hafenstadt Ephesos spielt die Komödie. Immer wieder taucht das Bild des einzelnen Wassertropfens im Meer auf, den zu finden schier unmöglich erscheint. Nixen, Sirenen, das Meer als Zerstörer, das Meer als Bringer von Wohlstand – Mal bedrohlich, mal verführerisch wirkt das Wasser im Stück.

18 Zentimeter hoch steht es auf der Bühne der Perner-Insel. Etwa 80.000 Liter, sagt Henry Mason. Die Schauspieler aber müssen nicht die gesamte Zeit im Wasser stehen, es wurde außerdem ein Raum auf der Bühne geschaffen. Aber das Publikum, das müsse keine Angst haben nass zu werden. „Höchstens die erste Reihe“, sagt Henry Mason.

Der Regisseur wurde 1974 als Sohn eines Briten und einer Neuseeländerin in London geboren und studierte – nach einer Schullaufbahn in Deutschland und Österreich – an der University of Exeter Theaterpraxis. Er ist perfekt zweisprachig (deutsch/englisch). Eine seiner hauptsächlichen Inspirationsquellen ist die Spannung zwischen der österreichischen bzw. deutschen und angelsächsischen Kultur. Er war unter anderem Co-Leiter des freien Schauspielensembles TheaterUnser in Linz (1999-2001), hat dort die Jugendtheater-Sparte am Landestheater im Ursulinenhof geleitet (2007-2009). Danach war Henry Mason Oberspielleiter und stellvertretender künstlerischer Leiter am Theater der Jugend in Wien (2009-2012).

Die Handlung der „Komödie der Irrungen“ hat Henry Mason ins 20. Jahrhundert verlegt. Die Kostüme erinnern an die späten 1950er, frühen 1960er Jahre. „Ich finde, Shakespeare kann man nicht komplett ins Heute holen“, sagt der Regisseur. „Ich wollte eine Zeit finden, in der mafiöse Strukturen herrschen, die letztmögliche Zeit, in der die Mafia von sich behauptet hat ‚Gentleman‘ zu sein.“ (PSF)

„Die Komödie der Irrungen hat am Samstag (1.8.) um 19.30 Uhr auf der Perner-Insel Premiere, weitere Vorstellungen bis 22. August – http://www.salzburgerfestspiele.at
Bild: Salzburger Festspiele / Anne Zeuner