Mitten in der Geistesgeschichte

IM PORTRÄT / RÜDIGER SAFRANSKI

24/07/14 Rüdiger Safranski sei „der ideale Eröffnungsredner für eine Kulturveranstaltung, die in die ganze Welt ausstrahlt, die aber eindeutig in der Europäischen Geistesgeschichte verwurzelt ist“, so Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler vor einigen Monaten, als der diesjährige Festredner bekannt gegeben wurde.

„Er versteht es, wie kaum ein anderer komplexe ideengeschichtliche Entwicklungen und philosophische Zusammenhänge verständlich und zugleich präzise zu erklären ohne sie zu banalisieren“, so Rabl-Stadler weiter. Seit geraumer Zeit ist es ja Sache der Festspiele,ihren Eröffnungsredner zu nominieren. Es ist noch gar nicht lange her, da wurden sie vomLand zwangsbeglückt. Intendant Sven-Eric Bechtolf über Safranski: „Dass Philosophie und Kulturgeschichte keine abstrakten und grauen Wissenschaften sind, sondern sehr persönliche und gesellschaftlich relevante Notwendigkeiten, dass das ‚Denken‘ eine lustvolle und lebendige Sache ist, kann man immer neu von Rüdiger Safranski lernen.“
Der 1945 in Rottweil/Württemberg geborene Philosoph ist Autor von in 25 Sprachen übersetzten Büchern und Biographien unter anderem über E.T.A. Hoffmann, Heidegger, Nietzsche, Schiller. Buchthemen für Safranski waren auch menschlichen Grundfragen, etwa über das Böse und die Wahrheit. Viel beachtet wurden in den letzten Jahren seine Veröffentlichungen über die Romantik (2007), über die Freundschaft von Goethe und Schiller (2009) sowie über Goethe (2013).

Safranski wuchs im protestantischen Milieu auf, in einem Interview sprach er unlängst von sich als „ehemaligen Protestanten“. Er studierte Germanistik, Philosophie, Geschichte und Kunstgeschichte in Frankfurt am Main und Berlin. Vielleicht eine Jugendsünde: 1970 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der maoistisch orientierten Kommunistischen Partei Deutschlands/Aufbauorganisation (KPD/AO). Von 2002 bis 2012 moderierte er zusammen mit Peter Sloterdijk das Philosophische Quartett im ZDF. Seit dem Sommer 2012 lehrt er als Honorarprofessor an der Freien Universität Berlin.

„Seine Bücher sind beinahe so lesenswert wie die Werke der Autoren, mit denen sie sich befassen“, urteilte im Frühjahr 2013 der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki. Im Vorjahr hat Rüdiger Safranski den Josef-Pieper-Preis, den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung und den Thomas-Mann-Preis entgegen genommen.

„Bei diesen Festspielen vorzutragen, die von einem Hugo von Hofmannsthal begründet wurden, ist für jeden Schriftsteller eine denkbar große Ehre!“, so Rüdiger Safranski. (PSF/LK/dpk)

Die offizielle Eröffnungsveranstaltung findet heuer am Sonntag, 26. Juli, um 11 Uhr, in der Felsenreitschule statt, sie wird sogar live auf den Screen auf dem Kapitelplatz übertragen. Das Musikprogramm: HK Gruber steht am Pult des Mozarteumorchesters und dirigiert Werke von Kurt Weill - und die Bundeshymne, die vielleicht weniger Spielraum für Interpretation offen lässt, wenn man von den Söhnen und Töchtern mal absieht.
Bild: Salzburger Festspiele / Peter-Andreas Hassiepen