asdf
 

Architekt und engagierter Bürger

IM PORTRÄT / GERHARD GARSTENAUER

23/02/15 Sein Wohnhaus in Salzburg/Aigen steht seit zwei Jahren unter Denkmalschutz. Eine solche Würdigung zu Lebzeiten ist nur wenigen Architekten vergönnt. Mit seinen neunzig Jahren ist Gerhard Garstenauer der Doyen seiner Zunft in Salzburg.

Die Felsentherme und das Kongresszentrum in Bad Gastein stammen von ihm (und künden vor einer Zeit, da dort noch beispielhaft gebaut worden ist und nicht tendenziell Ruinen verwaltet worden sind. Seine Handschrift trägt der für die Universität adaptierte Toscanatrakt der Residenz in der Salzburger Innenstadt. Heute Montag hat Gerhard Garstenauer die Wappenmedaille der Stadt Salzburg überreicht bekommen.

Ohne eine übergeordnete Vorstellung sei im Detail nichts auszurichten. So lautet ein Kernsatz von Gerhard Garstenauer, der im Bereich der Theorie des Städtebaus und der Architektur wichtige Arbeit geleistet hat. Im Salzburger Anton Pustet-Verlag ist im Jahr 2002 ein Bildband mit dem Titel „Gerhard Garstenauer - Interventionen“ erschienen. Darin schreibt der Direktor des Architekturzentrums Wien, Dietmar Steiner: „Sein Werk und seine Beiträge sind ein wesentlicher Bestandteil der österreichischen Architektur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Werk ist aber auch Bestandteil der Kulturgeschichte im Allgemeinen. Garstenauers Wirkungsbereich ist regional konzentriert – es ist die Stadt und das Land Salzburg –, dafür aber paradigmatisch für die Möglichkeiten und Dimensionen eines Architekten in dieser Gesellschaft. Er hat in seiner Region wichtige Bauten realisiert und konnte davon leben. Er hat sich eine architektonische und philosophisch-wissenschaftliche Position erarbeitet, die einen generellen Beitrag zur Architekturgeschichte leisten kann, und er hat als Bürger in das öffentliche Leben eingegriffen, mit Vorschlägen, ungefragten Projekten, mit Schriften, Polemiken.“

Gerhard Garstenauer wurde am 22. Jänner 1925 in Fusch an der Glocknerstraße geboren. Von 1937 bis 1947 ging er in Salzburg zur Schule und leistete zwei Jahre Kriegsdienst. Anschließend studierte er an der Architekturfakultät der Technischen Universität in Wien und promovierte 1967. Seit 1954 arbeitete er als selbständiger Architekt. 1973 bis 1978 hatte er eine Gastprofessur an der Universität Innsbruck inne. 1980 habilitierte er sich an der TU Graz. 1983 und 1984 hielt er Vorlesungen am Historischen Institut der Universität Salzburg zum Themenbereich Architekturpraxis und Kunstgeschichte. Von 1983 bis 1985 und von 1997 bis 2000 war er Mitglied des Gestaltungsbeirates der Stadt Salzburg.

Am Beginn der Arbeit von Gerhard Garstenauer in Salzburg standen industrielle Bauten wie die Hallen für die Firmen ÖFAG, Mercedes Benz, Ford Schmidt, Bleckmann & Co und Meingast. In den 1970er Jahren bildete das Bauen in historischer Umgebung einen Schwerpunkt. Zu erwähnen sind die Sanierung, Restaurierung und Umgestaltung des Restaurants K+K am Waagplatz in der Salzburger Innenstadt, der Galerie Welz in der Sigmund Haffner-Gasse, 1978 dann die Neugestaltung des Rupertinums als Ausstellungshaus, in den 1980-er Jahren die Um- und Neugestaltung des Toskanatraktes in der Residenz für die Juridische Fakultät der Universität Salzburg. Auch beim Bau der K+K Hotels in Wien, Budapest und Prag stand die Auseinandersetzung mit dem Bauen in historischer Umgebung im Mittelpunkt.

Einen weiteren Schwerpunkt im architektonischen Schaffen bildeten zahlreiche Bauten und Projekte im Gasteinertal. Gleichzeitig war es ihm zuzurechnen, in Salzburg einen öffentlichen Diskurs zu den Themenbereichen Architektur, Stadt- und Verkehrsplanung begonnen zu haben. So ist die Einrichtung des Gestaltungsbeirats auf seine Initiative zurückzuführen. Er selbst gehörte diesem Gremium zwei Funktionsperioden lang an. Garstenauer hat auch zum Verkehr wesentliche Beiträge geleistet: So mit dem 1965 vorgelegten Konzept für Parkraum im Stadtzentrum, mit Vorschlägen für Freizeiteinrichtungen, Sportlandschaften und Erholungsräume sowie die Fußgängerzone in der Salzburger Altstadt. Schon 1971 präsentierte er seine Idee eines Kunstzentrums im Mönchsberg. Auch der Vorschlag, das Salzburger Museum Carolino Augusteum - jetzt Salzburg Museum - im Neugebäude der Salzburger Residenz unterzubringen, ging auf eine Idee Garstenauers zurück.

Im Jahr 2010 übergab Garstenauer sein gesamtes, wohlgeordnetes Archiv dem Salzburg Museum: Unterlagen zu seinen Bauten und Projekten mit Skizzen, Entwürfen, Plänen, Baudokumentationen und einigen Modellen. Dies war der Anlass, im Museum eine neue Sammlung mit dem Titel „Architekturdokumentation“ zu begründen. Die wichtigen Bauten des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart sind ebenso Inhalt dieser Sammlung wie die großen Projekte des Barock, z.B. die Bauten von Solari, Fischer oder Hildebrandt. Ein gutes Umfeld für Garstenauers Schöpfungen. (InfoZ/dpk-krie)

Bild: Stadt Salzburg / Johannes Killer

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014