Leute, die etwas für Kultur und Geist leisten

KULTURFONDS-PREISE

27/11/13 Karl-Markus Gauß hat am Dienstag (26.11.) den Internationalen Preis für Kunst und Kultur dem Salzburger Kulturfonds entgegen genommen. Der Salzburg-Preis ging an die Kunsthistorikerin Jana Breuste, der Förderpreis für Kunst und Kultur an den Komponisten Hossam Mahmoud.

126Die „ARTgenossen“ freuen sich über den Förderpreis für Kinder- und Jugendprojekte. Einer der Preise aus dem Kulturfonds der Stadt Salzburg wird immer als Anerkennung für ein Lebenswerk vergeben, diesmal ist Gerd Bacher der Geehrte. Jedes Jahr werden rund 100.000 Euro durch den Kulturfonds zur Verfügung gestellt, erklärt Kulturamts-Leiterin Ingrid Tröger-Gordon. „Möglich sind die Aktivitäten des Kulturfonds auf Grund einer Bindung von finanziellen Mitteln im Bereich der Stadt Salzburg, die jährliche Ausschüttung dieser Veranlagung bildet die finanzielle Basis für alle Förderungen und Preise und damit für die Arbeit des Kulturfonds.

Laudator Michael Köhlmeier akzentuiert in seiner Laudatio auf den Schriftsteller und Essayisten Karl-Markus Gauß quasi den literarischen Mehrwert seiner Reportagen: „Wenn es heißt, Karl-Markus Gauß beschreibt in seinen Reportagen ein Leben, wie es ist, ohne die Lüge der Fiktion, er ist ehrlich, der Wahrheit verpflichtet, die sehr weh tun kann, zum Beispiel, wenn er über das Schicksal der Roma in der Slowakei berichtet – dann, bitte, zeigt mir einen Satz, in dem er die Poesie für irgend etwas anderes verrät – für das, was Wahrheit genannt wird, oder für eine Anklage oder was immer! Die Poesie ist der Versuch einer Neuschöpfung der Welt. Der Woyzeck ist eine große Empörung gegen Unrecht und Leid, aber in jedem Satz ist er Poesie. Und Karl-Markus Gauß ist Büchners Bruder“.

128Karl-Markus Gauß hinwiederum als Laudator für Gerd Bacher, den langjährigen ORF-Intendanten, spricht dessen Qualitätsbewusstsein und offene Geisteshaltung an: „Stets so frei, weder auf mediokre Parteiwächter noch auf beflissene Jasager zu hören, hat er freie Geister arbeiten lassen, deren politische Meinungen er keineswegs teilte. Gerd Bacher hat bewiesen, dass es ein öffentlich-rechtliches Fernsehen geben kann, das nicht auf die Dummheit, sondern die Intelligenz der Zuseher setzt.“

127Jana Breuste, Kunsthistorikerin mit Architektur-Schwerpunkt, hat sich zuletzt mit einem Buch über den Jugendstil in Salzburg hervor getan. Als Jugendstil-Kennerin ist ihr aber auch der Salzburger Hauptbahnhof ein Anliegen, sie hat vor zwei Jahren an einem Prachtband darüber mitgearbeitet. Sie nimmt das, was dort vom ursprünglichen Baubestand geblieben ist, keineswegs unkritisch zur Kenntnis. Jana Breuste hat den Salzburg-Preis des Kulturfonds bekommen.

In der zeitgenössischen Musik am Ort ist der 1965 in Kairo geborene Hossam Mahmoud eine unüberhörbare Stimme. Eine markante Erscheinung nicht nur, wenn er irgendwo in einem Ensemble die Oud (arabische Laute) spielt. Hossam Mahmoud studierte Komposition erst bei Beat Furrer in Graz und dann bei Boguslav Schaeffer in Salzburg. 1998 schloss er hier seine Studien am Mozarteum mit Auszeichnung ab zuletzt wurde seine Oper „18 Tage“ über die Revolution in Ägypten im Jahr 2011 als Auftragswerk des Salzburger Landestheaters im März 2013 mit großem Erfolg uraufgeführt. Er ist nun also Träger des Förderpreises für Kunst und Kultur.

„Hossam Mahmoud führt seit Jahrzehnten ein Leben zwischen der arabischen und der europäischen Kultur“, heißt es in der Broschüre zur Kulturfonds-Preisverleihung. „Als steter Reisender macht er die Musik zur Brücke zwischen den Kulturen; Interkulturalität lebt er als Künstler genauso wie als Privatmensch. In seinen Kompositionen und Texten beschäftigt er sich mit historischen, auch biblischen Themen bis hin zu zeitgenössischen gesellschaftlichen.“ Weil aber auch im musikalischen Bereich die interkulturelle Kommunikation erlernt werden muss, hat Hossam Mahmoud gemeinsam mit dem Salzburger Geiger Frank Stadler den Verein West-Östlicher-Diwan (WÖD) gegründet, um den europäischen Ohren Klangfarben von außerhalb Europas in Konzerten und Begegnungen näher zu bringen.

Ein weiterer Kulturfonds-Förderpreis wurde für Kinder- und Jugendprojekte vergeben, und die Preisträgerinnen lagen da auf der Hand: Es sind die „ARTgenossen“ Doris Oberholzer, Petra Schlagbauer und Dagmar Sonnleitner-Soyka, die vor zwölf Jahren als Verein für Kunstvermittlung ihr Atelier im Künstlerhaus eröffnet haben und seither eine Fülle von kulturellen Initiativen dort, aber auch sonst in Salzburg mit ihrem pädagogoischen Geschick begleiten. Aus dem gedruckten Lob in der Kulturfonds-Broschüre: „Sie machen aufmerksam, wecken Interesse, zeigen Wege und Möglichkeiten auf, selbst tätig zu werden, und damit die – vermeintliche – Kluft zwischen Kunst und BetrachterInnen zu überwinden. Im aktuellen Schuljahr bieten die ARTgenossen eine Projektreihe mit Salzburger Geschichte und Geschichten speziell für Volksschulkinder zur kreativen Ergänzung des Heimatkundeunterrichts.

Auch für wissenschaftliche Leistungen sind Kulturfonds-Preise vorgesehen: Die aktuellen Träger sind der Rechtswissenschafter Univ.-Prof. Walter Berka („Internationaler Preis für Wissenschaft und Forschung“) sowie Belinda Pletzer (Förderpreisträgerin). Die Neurowissenschafterin führt seit 2010 Ab 2010 ein selbstständiges Forschungsprojekt zum Einfluss von Sexualhormonen auf die Struktur des menschlichen Gehirns durch. (InfoZ/dpk-krie)

Die Preisträger-Broschüre zum Download
Bilder: Stadt Salzburg/Kulturfonds