Ein Lebewesen, das mit uns den Raum teilt
IM PORTRÄT / LOTTE RANFT
28/06/13 „Leben ist mein Leben. Alles, was ich seit meiner Kindheit in die Hand bekommen habe, musste ich formen, ihm eine bleibende Form geben – zum begreifen, zum Sehen, zum Fühlen.“ Ein Zitat von Lotte Ranft, angedruckt auf dem Buchrücken der repräsentativen Monographie, die soeben im Verlag Pustet erschienen ist.
Lotte Ranft, vor 75 Jahren in Berlin geboren, kam über Umwege zur Kunst. Sie ist in einer kunstsinnigen Familie in Innsbruck aufgewachsen, die mit bekannten Malern wie Nikodem, Weber-Tyrol, Penz, Riss und Kühn eng befreundet war, entschied sie sich trotzdem für das technische Studium Maschinenbau in Wien. Diese Kenntnisse kamen ihr später bei der Umsetzung von bildhauerischen Projekten zugute. Der Zugang über den konstruktiven und technischen Werkprozess ist darüber hinaus generell für ihre Arbeit bezeichnend, so sehr Farbe, Form, Volumen und Ausdruck auch im Vordergrund stehen.
Lotte Ranft lebte zunächst als Arztgattin im Kurhaus Dr. Thaler in Badgastein, ehe sie Ende der sechziger Jahre in der bildenden Kunst Fuß fasste. Für die junge Witwe bot sich noch während ihres Diplomstudiums im Fach Bühnenbild (Diplom 1976) die Gelegenheit, an einem Salzburger Gymnasium sowie an der Hochschule Mozarteum zu unterrichten. Seit 
1991 ist sie gänzlich freischaffend, betreibt eine Werkstattgalerie im Stadtteil Nonntal und hat bisher bereits an die hundert Ausstellungen bestritten. Ohne Mithilfe von Galerien und Kunsthandel hat sie sich ihren Weg gebahnt und als Außenseiterin der Salzburger Kunstszene Respekt und Anerkennung erworben.
Bekannt ist die Künstlerin vor allem durch Bronzeplastiken im öffentlichen Raum wie dem „Radfahrer“ (1992) am Makartsteg, die „Daphne“ in der naturwissenschaftlichen Fakultät(1987) und das Tassilo-Denkmal vor Stift Mattsee (2001) geworden. Ihr monumentalstes, im Auftrag einer großen Kaffeerösterei geschaffenes Werk steht an prominenter Stelle in Hamburg. Eine Skulptur im öffentlichen Raum sei „ein 'Lebewesen', das mit uns Menschen den gleichen Raum teilt.
(Salzburg Museum)