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Gold für den Unschätzbaren

IM PORTRÄT / MARKO FEINGOLD

28/11/12 "Marko Feingold hat als einziger seiner Geschwister vier Konzentrationslager überlebt und war der erste Österreicher im KZ Auschwitz. Er ist unglaublich lebendige 99 Jahre alt und nicht nur als Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde in Salzburg bekannt. Als Zeitzeuge nimmt er sich ebenso kein Blatt vor den Mund wie als aktiver Teilnehmer im interreligiösen Dialog." Am Freitag (30.11.) liest Marko Feingold im Literaturhaus.

Der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, Hofrat Marko Feingold, wurde am Dienstag (27.11.) von der Universität Salzburg mit dem Ehrenring in Gold ausgezeichnet. Am Freitag (30.11.) liest Marko Feingold im Literaturhaus aus seiner Autobiographie "Wer einmal gestorben ist, dem tut nichts mehr weh". 

Marko Feingold sei ganz wesentlich an der Gründung und Weiterführung des Zentrums für jüdische Kulturgeschichte an der Universität beteiligt gewesen, so der Laudator Albert Lichtblau bei der Verleihung des Goldenen Ehrenringes im Rahmen des "Dies Academicus". Feingold habe sich für zahlreiche Interviews zur Verfügung gestellt. Die Ergebnisse der intensiven Befragung fließen etwa in die Lehrbehelfe des Zentrums für Jüdische Kulturgeschichte. Der 99jährige Marko Feingold bat in seinen Dankesworten darum, mitzuhelfen, das Judentum in Salzburg zu erhalten.

Marko Feingold, geboren 1913 im heute slowakischen Banska Bystrica, wuchs in der Wiener Leopoldstadt auf. Nach einer Lehre als kaufmännischer Angestellter arbeitete er in Wien und war mit seinem Bruder Ernst als Reisender in Italien unterwegs. 1938 wurde er anlässlich eines kurzen Aufenthalts in Wien verhaftet. Er floh zunächst nach Prag, wurde nach Polen ausgewiesen und kehrte mit falschen Papieren nach Prag zurück, wo er 1939 erneut festgenommen, inhaftiert und schließlich in das KZ Auschwitz deportiert wurde. Marko Feingold war der erste Österreicher im KZ Auschwitz – eine mehr als fragwürdige Ehre. Er hat als einziger seiner Geschwister vier Konzentrationslager (Auschwitz, Neuengamme, Dachau, Buchenwald) überlebt. „Glück und Zufälle haben sich in meinem Leben aneinander gereiht wie eine Perlenkette“, sagt er.

1945 ließ er sich in Salzburg nieder. Zwischen 1945 und 1948 half er jüdischen Überlebenden und organisierte mit der jüdischen Flüchtlingsorganisation Bricha die Durchreise von Juden aus Mittel- und Osteuropa nach Palästina. 1948 wurde er Inhaber eines Modegeschäftes, das er bis 1977 führte.

Schon von 1946 bis 1947 war Feingold kurz Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg. Erst nach seiner Pensionierung 1977 wurde Feingold amtierender Vizepräsident und schließlich 1979 wieder Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg. (Universität Salzburg/dpk)

Zur dpk-Besprechung der Autobiographie von Marko Feingold Er und seine Mischpoche
Link zur Leseprobe Die ganze Menschlichkeit ging verloren
Marko Feingolds Autobiographie „Wer einmal gestorben ist, dem tut nichts mehr weh. Eine Überlebensgeschichte“ ist 2000 im Picus Verlag Wien erschienen und wurde heuer im Mai vom Otto Müller Verlag neu aufgelegt – www.omvs.at; am Freitag (30.11.) lädt der Otto Müller Verlag um 19 Uhr zu Lesung und Gespräch mit Marko Feingold und Albert Lichtblau ins Literaturhaus - www.literaturhaus-salzburg.at
Bild: Uni Salzburg/Scheinast

 

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