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Gedankenlinien zur Welt der Oper

TODESFALL / ULRICH MÜLLER

16/10/12 „Ein Philologe von hoher Akkuratesse, ein Exeget und Interpret von immenser Belesenheit, dabei zugleich ein von heiterer Leichtigkeit durchdrungener Musikus“ – so die FAZ in einem Porträt über den Salzburger Germanisten Ulrich Müller. Erst 71 Jahre alt, ist er in Anif verstorben.

Von Reinhard Kriechbaum

altIns „angewandte“ Kulturleben hat sich Ulrich Müller – wissenschaftlich als Ordinarius an der Salzburger Universität eigentlich fürs Alte Fach zuständig – mit schöner Regelmäßigkeit eingemengt. Dem Opernfreund war es zum Beispiel ein Anliegen, Opernstoffe in ihren historischen, soziologischen und natürlich insbesondere in ihren literarischen Zusammenhängen zu greifen. Da war es nur nahe liegend, dass der sinnenfrohe „Musikus“, sprich Opernfreund Musik-Genießer, ab 1989 jedes Jahr ein Festspielsymposion leitete. Dieses Symposion war immer festgemacht an einer der Opernproduktionen des Jahres oder auch - als es so etwas noch gab - an inhaltlichen Leitlinien des betreffenden Sommers.

Den 1940 in Göppingen (Baden/Württemberg) geborenen Wissenschafter hielt es jedenfalls nicht im Elfenbeinturm. Auch seine unmittelbare Forschungsarbeit, die mit einer Dissertation über Oswald von Wolkenstein begonnen hatte, brachte er gelegentlich unmittelbar in die Musik-Praxis ein. Als Eberhard Kummer in den frühen achtziger Jahren dranging, das Nibelungenlied zu singen (bis heute ein gut dokumentiertes einschlägiges Referenzprojekt) war Ulrich Müller der wissenschaftliche Begleiter und jener, der die Verbindung des Textes mit dem Hildebrandston anregte.

1973 kam er als Gastdozent nach Salzburg, 1976 wurde er Professor für Deutsche Literatur des Mittelalters an der Universität. 2008 ist er emeritiert. Ulrich Müller war Mitbegründer des Mittelalter-Zentrums der Universität Salzburg (IZMS: Interdisziplinäres Zentrum für Mittelalter-Studien). Und er war natürlich auch einer der Koordinatoen der an der Salzburger Universität online aufgebauten „Mittelhochdeutsche Begriffsdatenbank“.

In Sachen Oswald von Wolkenstein konnte Ulrich Müller keiner etwas vormachen, und seine Habilitation über politische Lyrik des Mittelalters machte ihn fast zwingend zu einem Kenner Walthers von der Vogelweide.

Salzburger Opernfreunde haben Ulrich Müller freilich auf ganz anderer Ebene kennen gelernt: als ebenso fundiert wie lustvoll dilettierenden Dramaturgen und Programmtextschreiber. Mit weitem Horizont betrachtete er die jeweiligen Themen, und es kam ihm zugute, dass er sich wirklich gut auskannte in der Musik. Bei Wagner übrigens auch, und so war Ulrich Müller sogar auf dem Grünen Hügel in Bayreuth als Verfasser von Programmheftbeiträgen gefragt. Und wenn es Off-Broadway neue Musicals gab, konnte man Ulrich Müller auch dort gelegentlich treffen.

Bild: Universität Salzburg

 

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