Ein Fest für den Fädenzieher

IM PORTRÄT / ALFRED WINTER

06/08/12 Nur mehr ältere Leute erinnern sich daran: Da gab es einst ein „Festspielschutzgesetz“. Im Sommer waren andere Veranstaltungen verboten, nur wenige Ausnahmen gab es. Einer, der heftig mitgeholfen hat, dass diese Dinosaurier-Bestimmung nicht mehr exekutiert und schließlich abgeschafft wurde, war Alfred Winter.

altAber nicht deshalb wurde ihm dieser Tage ein Fest in der Berchtoldvilla ausgerichtet, sondern weil er (im Jänner schon) als Landesbeauftragter für kulturelle Sonderprojekte in Pension gegangen war. Ellenlang ist die Liste, was alles Alfred Winter in über drei Jahrzehnten in dieser Funktion und überhaupt als leidenschaftlicher Kultur-Netzwerker auf die Wege gebracht hat.

Die Gästeliste beim Sommerfest spiegelte diese bereite Palette. Da kamen zum Beispiel Karl Merkatz oder Michaela Rosen. Winter hatte die beiden Schauspieler in die 1971 von ihm gegründete „Szene der Jugend“ (aus der das renommierte Tanztheater-Festival "Szene" hervorgegangen ist) eingeladen, als sie noch gar nicht so prominent waren wie heute.

In den Landesdienst gekommen war Alfred Winter als Disponent der großen Landesausstellungen. „Die Kelten“ war die erste, und die Pflege von Kulturkontakten zwischen Salzburg und Irland waren lange Zeit ein wichtiger Punkt auf der Agenda der „Kulturellen Sonderprojekte“ des Landes.

Der Philosoph Leopold Kohr wäre mit seinen Gedanken zur Bedeutung kleiner Einheiten in Kultur und Wirtschaft hierorts kaum so durchgedrungen, hätte Alfred Winter nicht so viel Energie darein gesetzt, diese Denk-Richtung mit Landeshilfe weiträumig zu verbreiten.

Beim Fest am Donnerstag (2.8.) wurde Winter von Darbietungen von Künstlern überrascht, denen er im Laufe der Jahre ein Podium geboten hat. Zum Beispiel von Elisabeth Fuchs mit Musikern der Philharmonie Salzburg, der Urban Dance Crew, Max Steiner aus Altenmarkt, bekannt als Frontmann der Gruppe Berg, von Martina Stock und Christian Schratt, Tom Preston, Voices Unlimited, dem StreetlifeMAD Projekt mit Valentin Alfery, die Gruppe Querfeldein, dem Opernsänger August Schram, vom Salzburger Literaten Walter Müller.

Natürlich war auch eine Delegation vom Verein Tauriska und der Leopold Kohr-Akademie aus dem Oberpinzgau da (Susanna Vötter-Dankl, Christian Vötter und Günther Nowotny). Alfred Winter hat vor 26 Jahren beide kulturelle Einrichtungen in der Nationalparkgemeinde Neukirchen gegründet.

Beim offiziellen Abschiedsfest wurde also deutlich, dass Alfred Winter bei der Gründung vieler Kulturinitiativen seine Finger im Spiel hatte und er einer Vielzahl von Künstlern beim Start half. Das Wort „Networking“ war noch nicht so gebräuchlich, als er vor 34 Jahren Landesbeauftragter für kulturelle Sonderprojekte wurde. Die Bramberger Künstlerin Doris Schamp hat für Alfred ein Cartoon gezeichnet, mit dem Titel „Der Fädenzieher“. Das war und ist er wirklich, genauer: Er zieht nicht nur, sondern er macht auch recht haltbare Knoten.
(Tauriska/dpk-krie)

Bild: Tauriska