Der Nachkriegs-Impresario schlechthin

IM PORTRÄT / HANS SCHLOTE

13/01/12 Ganz leicht zu merken, wie lange es die Konzertagentur Schlote schon gibt: neunzig Jahre. Prof. Hans Schlote, der Seniorchef, wurde im selben Jahr – 1922 – geboren, in dem seine Eltern in Duisburg das Unternehmen gründeten.

Von Reinhard Kriechbaum
und Horst Reischenböck

altAm 16. Jänner also wird Prof. Hans Schlote, der Doyen der Konzert- und Theaterveranstalter im deutschsprachigen Raum neunzig Jahre alt. Seit 45 Jahren wird das Unternehmen Schlote von Salzburg aus Salzburg aus geführt (jetzt von den Söhnen Joachim und Michael).

Schlote und Salzburg: Das ist die Erinnerung an den Opern- und Theaterzyklus im Großen Festspielhaus, den es stolze 45 Saisonen lang, bis 2011 gab. Hans Schlote hat sich aber auch zehn Jahre lang für die Jeunesse engagiert, mit 130 Veranstaltungen im damals stets voll besetzten Großen Saal der Internationalen Stiftung Mozarteum.

Von der Pianistin Elly Ney bis zu den Original Comedian Harmonists: Schon die Eltern Schlote hatten vor dem Krieg namhafte Künstler der Zeit unter Vertrag. Der plötzliche Tod des Vaters 1942 und die desaströse materielle Situation nach Kriegsende machten den Neubeginn, nun unter Hans Schlotes Federführung, nicht gerade leicht. Immerhin ist es gelungen, schon in den ersten Nachkriegsjahren Marianne Hoppe oder Will Quadflieg zu Rezitations- und Leseabenden zu vermitteln. Und auch die allererste Schauspieltournee durch Deutschland wurde damals in Angriff genommen – logistisch kein Pappenstiel angesichts der vier Besatzungszonen.

1948 ein erstes Konzert der Berliner Philharmoniker unter Sergiu Celibidache, zwei Jahre später eine erste Tournee der Wiener Philharmoniker unter Wilhelm Furtwängler – das war der Beginn größerer „Formate“: Schlote vermittelte das Concertgebouw Orkest Amsterdam mit Eduard van Beinum, Bernard Haitink und Rafael Kubelik ebenso wie das London Philharmonic Orchestra unter Sir Adrian Boult oder das Orchestra della Scala di Milano unter Guido Cantelli. Das Mozarteumorchester Salzburg brachte Hans Schlote mit Georg-Ludwig Jochum und Rudolf Barschai zusammen.

altEin wichtiges Thema war Europas Osten: Politiker hüben und drüben waren über des emsigen Impresarios beharrliches „Networking“ nicht immer erbaut. Rudolf Barschai, Emil Gilels, Swjatoslaw Richter kamen über seine Vermittlung das erste Mal in deutsche Lande. Die Dresdner Philharmonie, das Leipziger Gewandhaus Orchester, die Tschechische Philharmonie (noch zusammen mit Karel An?erl) oder das Radio Symphonie-Orchester Budapest unter György Lehel, die Nationalphilharmonie Budapest unter János Ferencsik kamen in den Westen, im Gegenzug vermittelte Schlote als erste deutsche Vokalisten Erika Köth und Hermann Prey in die UdSSR. Pablo Casals findet sich auf der Schlote’schen Künstlerliste ebenso wie Arthur Rubinstein. Der wollte ja nie mehr in Deutschland auftreten, aber er spielte vor ausschließlich deutschem Publikum in der benachbarten niederländischen Grenzstadt Nijmegen… Schlote organisierte die ersten Deutschland-Tourneen israelischer Ensembles und über sechzig Konzerte gab der legendäre Tenor Benjamino Gigli.

Ab 1977 verpflanzte Prof. Hans Schlote Künstler der Arena di Verona in den Norden, mit glänzenden Namen wie Fiorenza Cossotto, Anna Moffo und Katja Ricciarelli, Piero Cappuccilli, José Careras, Leo Nucci oder Rolando Panerai. Und Carl Orffs Oper „Die Kluge“ schickte er durch 47 Staaten auf allen Kontinenten. Eine Schlote-Gründung waren die Meisterkonzerte in der Frankfurter Oper

1948, also ganz am Beginn seiner Berufslaufbahn, hat Hans Schlote das Management der Compagnia d'Opera Italiana di Milano übernommen – bis heute treue Gäste auch im Großen Festspielhaus. In der Ära von Prof. Hans Schlote führte sein Unternehmen statistisch pro Tag eine Veranstaltung durch, in den 65 Nachkriegsjahren 22.500 Veranstaltungen in  59 Ländern und auf allen Kontinenten – allein in Salzburg über sechshundert..

Am Montag, 16. Jänner findet eine Veranstaltung zum 90. Geburtstag von Prof. Hans Schlote statt. Auf der Künstlerliste der Schauspieler Maximilian Schell und der Sänger Iva Mihanovic und der Pianist Peter Lang, aber auch der Salzburger Jazzer Adi Jüstel. - Kavaliershaus Klessheim, 16.1., 18 Uhr. Einlasskarten (so lange der Vorrat reicht, Tel. 0316 622174 21)
Bilder: Schlote privat