Weit unterwegs

IM PORTRÄT / PETER STEPHAN JUNGK

18/08/11 Im Zweijahresabstand vergibt die Wirtschaftskammer Salzburg  den „Buchpreis der Salzburger Wirtschaft“. Heuer geht er an den in Paris lebenden Autor Peter Stephan Jungk. - Morgen, Freitag (19.8.) ist Jungk Gast in der Festspiel-Reihe "Jenseits der Grenze".

alt„Jungk lebt seit 1988 in Paris, was die gebührende Wahrnehmung seines Werks im deutschen Sprachraum zuweilen erschwert zu haben scheint", heißt es in der Jury-Begründung. Die Auszeichnung mit dem renommierten Preis der Salzburger Wirtschaft, mit dem u. a. H. C. Artmann, Walter Kappacher und Karl-Markus Gauß gewürdigt wurden, sei somit "auch ein längst überfälliger Akt der Heimholung eines bedeutenden zeitgenössischen Autors“.

Peter Stephan Jungk wurde 1952 in Santa Monica, Kalifornien, als Sohn des Zukunftsforschers Robert Jungk und Ruth Suschitzkys geboren. Peter Stefan Jungk wuchs in den USA auf und übersiedelte 1957 nach Wien. 1968 zog die Familie nach Westberlin. In dieser Zeit entstanden die ersten Prosatexte. Von 1970 bis 1972 lebte der Autor in Salzburg, danach folgten Aufenthalte als Regieassistent in Basel und von 1974 bis 1976 in Los Angeles, wo er am American Film Institute studierte.

Von 1976 bis 1979 lebte Jungk wieder in Salzburg, 1980 folgte ein Aufenthalt in Jerusalem, wo er eine Thoraschule besuchte, und danach die Rückkehr nach Wien 1981. Seit 1988 lebt Peter Stephan Jungk in Paris.

Oft spielt er in seinen Romanen selbstironisch mit Momenten seiner eigenen Biographie, der Biographie eines österreichisch-jüdisch-amerikanischen Autors, der seit seiner Kindheit Umgang mit prominenten Künstlern, Politikern, Wissenschaftlern hatte, aber auch die Unbehaustheit kennen lernte.

Das Werk des Autors ist so abwechslungsreich wie seine Biographie. Peter Stephan Jungk hat Romane, Essays und Drehbücher verfasst. Er führte Regie, drehte Dokumentarfilme über Leo Perutz, Franz Werfel und André Previn. Er war Regieassistent bei wichtigen Filmproduktionen, zum Beispiel bei Peter Handkes „Die linkshändige Frau“. Jungk arbeitet als Übersetzer, schrieb Film-Kolumnen und unterrichtete in den USA deutsche Gegenwartsliteratur.

1978 erschien der Roman „Stechpalmenwald“, mit dem ein „unüberhörbar neuer, heller Ton“ in die Gegenwartsliteratur eingezogen sei, wie die Kritik schrieb. Den eigenen Ton weiter verfolgend, legte Jungk eine Reihe von Romanen vor wie die „Die Unruhe der Stella Federspiel“ (1996), „Der König von Amerika“ (2001), eine Biographie über Walt Disney, die Vater-Sohn-Geschichte „Die Reise über den Hudson“ (2005) und 2011 den Roman „Das elektrische Herz“. Jungks Biographie über Franz Werfel (1987) gilt mittlerweile als Standardwerk über den heute fast vergessenen Autor.

Peter Stephan Jungk wird den "Buchpreis der Salzburger Wirtschaft“ bei der Eröffnung der „Buchwoche“ am 10. November 2011 entgegennehmen. Der mit siebentausend dotierte Preis soll einen Autor mit Salzburg-Bezug würdigen, der einen wichtigen Beitrag zur zeitgenössischen Literatur geleistet hat. (WKS)

Morgen Freitag (19.8.) spricht Peter Stephan Jungk mit der Filmwissenschaftlerin Heide Schlüpfmann über die Verfilmung von Peter Handkes "Die linkshändige Frau" - in der Festspiel-Reihe "Jenseits der Grenze" um 19.30 Uhr auf der Edmundsburg. 
Bild: WKS / Lillian Birnbaum