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Blick auf die Oper von allen Seiten

TODESFALL: BERND FEUCHTNER

21/02/25 Er kannte den Opernbetrieb in- und auswendig. Schon deshalb, weil er diesen Betrieb sowohl als kritischer Beobachter von außen verfolgt, als auch als Dramaturg und Impresario begleitete. Von 2009 bis 2011 war Bernd Feuchtner Operndirektor am Salzburger Landestheater.

Von Reinhard Kriechbaum

 „Bernd Feuchtner war ein Opernexperte und Visionär, der bei uns nicht nur den klugen Spielplan, sondern dankenswerterweise auch den erfolgreichen Aufbau des Ensembles mitverantwortet hat“, so Carl Philip von Maldeghem. „Die Opernwelt hat mit ihm eine starke Stimme verloren.“ In den ersten Jahren der Intendanz von Maldeghems war Feuchtner Chefdramaturg und Operndirektor. Warum nur so kurz? Das hatte mit einem Zerwürfnis mit der damaligen kaufmännischen Leiterin des Landestheaters zu tun, der Streit entzündete sich am Budget für die Musiktheaterproduktion Die Nacht des Jay Schwarz. In Salzburg realisierte Feuchtner unter anderem die Erstaufführungen Narziss und Echo von Jay Schwarz und Die Passion des Jonathan Wade von Carlisle Floyd.

Über Jahrzehnte war Bernd Feuchtner einer der profiliertesten Journalisten im Feld Musiktheater und bildete das künstlerische Schaffen in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit hoher Expertise ab. Er war Musikkritiker des Hessischen Rundfunks, der Frankfurter Rundschau, verantwortlicher Redakteur für Musik und Tanz beim Tagesspiegel in Berlin sowie Redakteur des Fachmagazins Opernwelt und schrieb für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Süddeutsche Zeitung und Fachmagazine.

Die andere Seite im breiten Berufsfeld: Gemeinsam mit Generalmusikdirektor Cornelius Meister und Intendant Peter Spuhler war er Architekt des „Heidelberger Opernwunders“. Stationen Bernd Feuchtners waren das Badische Staatstheater in Karlsruhe, wo er auch das Barockfestival Winter in Schwetzingen aufbaute, die Internationalen Händelfestspiele in Karlsruhe und zuletzt die Leitung der Stiftung Händel-Haus und die Intendanz der Händelfestspiele in Halle.

Im Jahr 1986 hatte Bernd Feuchtner in seinem Buch über Dimitri Schostakowitsch Und Kunst geknebelt von der groben Macht zum ersten Mal nachgewiesen, wie der russische Komponist unter dem Druck des Stalinismus seine Musik mit einem doppelten Boden versah, mit einem System verborgener Bedeutungen, die der äußeren Erscheinung der Werke oft widersprechen und vom Leiden der Menschen unter der Diktatur zeugen. Schostakowitsch hat er mehrere Bücher gewidmet.

Bernd Feuchtner ist am 13. Februar in seiner Wohnung in Berlin-Kreuzberg verstorben. Er wurde nur 75 Jahre alt.

Bild: dpk-krie

 

 

 

 

 

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