Abschied mit Pauken

IM PORTRÄT / JÁNOS CZIFRA

10/08/22 Eigentlich entspricht ein lautstarker Abgang so ganz und gar nicht seinem Naturell, aber Haydns Missa in tempore belli, die sogenannte Paukenmesse, passt leider nur zu gut in unsere Zeit. Im Domkonzert am Freitag (12.8.) gibt János Czifra sein Abschiedskonzert als Salzburger Domkapellmeister.

Von Reinhard Kriechbaum

Das erste Mal gekreuzt haben sich unsere Wege im Jahr 1982 im Salzburger Kirchenmusikreferat. Da hatte János Czifra gerade sein Dirigierstudium am Mozarteum (in der Klasse von Gerhard Wimberger) abgeschlossen. Dass sein Herz für Kirchenmusik schlug, was schon da nicht zu übersehen – obwohl er zuerst in seiner ungarischen Heimat ein Architekturstudium absolviert hatte. Aber er studierte dann ab 1977 an der Budapester Franz Liszt Musikakademie Chorleitung und Musikpädagogik. Dort gewann er zwei Jahre später den ersten Preis des Hochschul-Chorleiterwettbewerbs. In Salzburg hat er dann Dirigieren und Kirchenmusik studiert.

Ganz geradlinig war der Weg auf die Empore des Salzburger Doms nicht: 1982 wurde János Czifra erst einmal Kapellmeister am Theater in Györ, war zeitgleich in einer Pfarre in Szentendre nahe Budapest Chorleiter und im dortigen Franziskanergymnasium als Musiklehrer tätig. Aber da gab es schon familiäre Kontakte nach Salzburg, und so kehrte Czifra alsbald zurück. Von 1983 bis 2000 war er Kirchenmusikreferent der Erzdiözese Salzburg. Als Anton Davidowicz als Domkapellmeister in Pension ging, gab es um die Nachbesetzung manche Ranküne. Czifra brachte sich erfolgreich in Position. 1987 übernahm er die Leitung der Salzburger Dommusik, nach zwei Jahren ernannte man ihn endgültig zum Domkapellmeister. Insgesamt wirkte János Czifra hier also 35 Jahre – für den jetzt Siebzigjährigen also das halbe Leben.

Wollte man diesen Musiker beschreiben, dann müsste man sagen: ein temperamentvoller Mensch, der sein Feuer für die Sache stets auch an Laien weiterzugeben musste. Eine gute Voraussetzung für den Domchor, der in den besten Jahren bis zu achtzig Mitglieder hatte. In einem Gespräch vor vielen Jahren sagte Czifra, was ihn besonders an der Arbeit mit Laien begeistere: In diesem Bereich seien besondere Überraschungen aus der Gunst der Stunde heraus möglich. Er schwärmt von der Treue seiner Sängerinnen und Sänger: „Der Domchor besteht ja nicht nur aus Stadtbewohnern, sondern aus lauter Freiwilligen, die teils von weit her regelmäßig bei jedem Wetter zu den Proben gekommen sind. Selbst wenn es Ausfälle, Schwierigkeiten oder zu wenig Zeit für die Vorbereitung gab, erblühte die Musik dann oft bei der Aufführung und es ergaben sich schöne, festliche Momente.“

Unter vier Erzbischöfen zog János Czifra im Dom die musikalischen Fäden. Zur Vielzahl an festlichen Anlässen zählten zwei Papst-Besuche. Mit dem Domchor unternahm er Konzertreisen bis nach New York und Tokio. Befragt nach den schönsten Erinnerungen, kommen ihm aber ganz andere stimmungsvolle Momente in den Sinn. „Das waren immer die Hochfeste, Ostern und vor allem Weihnachten. Nachmittags die Feier im Priesterseminar, dann heim zum Christbaum, der Frau und den Kindern, danach zur Mette in den Dom mit dem wunderbaren Kerzenlicht und Stille Nacht zum Abschluss und am nächsten Tag die Diabelli-Messe. Am 26. Dezember war man dann zwar erschöpft, aber auch voller Kraft für die Wochen danach“, sagt János Czifra.

Von 1989 bis 2004 dirigierte Czifra die Salzburger Liedertafel, mit der er jedes Jahr ein Oratorium erarbeitete. Kurze Zeit war er, der mit der Harfenistin des Tobi-Reiser-Ensembles verheiratet ist, auch musikalischer Leiter des Salzburger Adventsingens.

Am 1. September endet endgültig die Ära Czifra am Salzburger Dom, da übernimmt Andrea Fournier die Leitung. Nun also Haydns Paukenmesse zum (konzertanten) Abschied, dazu Dvoráks Stabat mater und Fürchte dich nicht von Mendelssohn Bartholdy. „Ein wunderbarer Satz, der uns allen mitgibt, optimistisch in die Zukunft zu schauen“, sagt der scheidende Domkapellmeister.

Domkonzert am Freitag (12.8.) um 18.30 Uhr – www.salzburger-dom.at
Bilder: www.salzung.com (1): Erzdiözese Salzburg (2)