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Sternstunden für Richard Strauss

IM PORTRÄT / FRANZ WELSER-MÖST

17/08/20 Feste sind verpönt in diesem speziellen Festspielsommer. Aber den 60. Geburtstag von Franz Welser-Möst gestern Sonntag (16.8.) hat man doch nicht unbefeiert vorübergehen lassen: Er bekam je eine Auszeichnung von den Festspielen und vom Land Salzburg.

Von Reinhard Kriechbaum

Auf 68 Festspiel-Auftritte kann der Sechzigjährige zurückblicken, davon 41 Operndirigate und 27 Konzerte. Am Ende dieses Festspielsommers werden es 47 Opern und insgesamt 74 Auftritte gewesen sein. 1985 war sein erster Auftritt. Da gab es noch Serenaden in der Felsenreitschule, als damals gerade 25-Jähriger dirigierte das Mozarteumorchester.

1989 stand er im Festspielsommer das erste Mal am Pult des Gustav Mahler Jugendorchesters. Franz Welser-Möst dirigierte in Salzburg das Stockholmer Kammerorchester, das London Philharmonic Orchestra, mehrere Jahre hindurch leitete er Konzerte der Camerata. 2007 dann das erste Festspielkonzert mit den Wiener Philharmonikern. 2008 folgte die erste Oper in Salzburg, Rusalka von Antonín Dvořák in der damals durchaus umstrittenen Regie von Jossi Wieler und Sergio Morabito. Im Orchestergraben saß das Cleveland Orchestra, dessen Chefdirigent Welser-Möst seit 18 Jahren ist.

Seit 2014 ist kein Jahr vergangen, ohne dass die Festspiele Franz Welser-Möst eine Oper anvertraut hätten. Stets mit den Wiener Philharmonikern: Der Rosenkavalier (2014, Regie Harry Kupfer), Fidelio (2015, Claus Guth), Die Liebe der Danae (2016, Alvis Hermanis), Aribert Reimanns Lear (2017), Salome (2018, Romeo Castellucci) und heuer Elektra in der Regie von Krzysztof Warlikowski.

„Franz Welser-Möst schenkte den Salzburger Festspielen durch sein tiefes Wissen um die Musik von Richard Strauss und die perfekte Symbiose mit den Wiener Philharmonikern wahre Sternstunden“, so Intendant Markus Hinterhäuser bei der Feier im kleinen Kreis nach der gestrigen Elektra-Aufführung. Eines der Erfolgsgeheimnisse sei, dass Welser-Möst die Oper als Gesamtkunstwerk erfasse, so Präsidentin Helga Rabl-Stadler, die von „einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit anspruchsvollen Regisseuren“ sprach.

Die Festspiele dankten Welser-Möst mit der Festspielnadel mit Rubin. Träger der Festspielnadel sind unter anderem Christa Ludwig, Christian Stückl, Peter Simonischek, Jürgen Flimm, Riccardo Muti, Mariss Jansons, Anne-Sophie Mutter und Daniel Barenboim. Wilfried Haslauer verlieh das Ehrenzeichen des Landes.

In einem vom Landesmedienzentrum veröffentlichten Interview sagte Franz Welser-Möst über seine Erfahrungen in den letzten Monaten: „Ich fühle mich durch den Lockdown in meiner jahrelangen Ansicht, dass unser Betrieb sich auch immer wieder Zeit nehmen muss, bestätigt. Seit 25 Jahren dirigiere ich zwölf Wochen im Jahr nicht und das hat mir immer sehr gut getan.“ An Salzburg schätze er eben die Konzentriertheit: „Hier kann in der Ruhe vor Beginn der Festspiele etwas in unvergleichbarer Intensität erarbeitet werden.“ So werde Oper tatsächlich noch zum Gesamtkunstwerk, „was woanders kaum mehr zu erreichen“ sei.

Zum 60. Geburtstag ist Welser-Mösts autobiographisches Buch „Als ich die Stille fand“ erschienen – www.brandstaetterverlag.com
Zwei Vorstellungen der „Elektra“ gibt es noch in diesem Festspielsommer, am 21. und 24. August in der Felsenreitschule. Beide sind ausverkauft – www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: Land Salzburg / SF / Franz Neumayr

 

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