An einer Schaltstelle in Rom

IM PORTRÄT / MICHAEL MAX

10/12/19 Es ist eine altehrwürdige Einrichtung: Das Päpstliche Institut S. Maria dell’Anima unweit der zentralen Piazza Navona in Rom blickt auf sechshundert Jahre Geschichte zurück. Ab Herbst 2020 wird Michael Max, derzeit Rektor des Bildungshauses und Konferenzzentrums St. Virgil in Salzburg, Rektor dieser Einrichtung.

Von Reinhard Kriechbaum

Michael Max kennt seine künftige Wirkungsstätte bereits: „Auch wenn mir der Weggang aus Salzburg ehrlicherweise nicht leicht fällt, so ist der Ruf an die Anima doch auch ein Stück Heimkehr für mich. Seit dreißig Jahren weiß ich mich dem Haus und den Menschen dort verbunden. Eine Verbindung, die durch meinen Studienaufenthalt in Rom und meine damalige Zeit als Vizerektor des Hauses natürlich besonders intensiv wurde.“

Die Verbindung von Theologie (im Priesterkolleg) und Seelsorge (in der deutschsprachigen Pfarre Roms) in der Anima, wie man übrlicherweise kurz sagt, habe ihm „immer schon gefallen“, sagt der 1970 in Gmunden geborene Geistliche. Nach Studien am Päpstlichen Liturgischen Institut Sant'Anselmo in Rom und am Institut Catholique in Paris promovierte er Ende Jänner 2006 zum Doktor der Liturgiewissenschaft.

In der Erzdiözese Salzburg hat Michael Max zehn Jahre lang die Pfarre Neumarkt am Wallersee sowie eine Reihe von Ämtern innegehabt: Leiter des Liturgiereferats, Vorsitzender der Ökumenekommission, Feuerwehrkurat, Vorstandsmitglied im Priesterrat und geistlicher Assistent der katholischen Frauenbewegung. Seit 2016 steht er als Rektor dem Bildungshaus St. Virgil vor. Michael Max ist auch Hochschulpfarrer.

Ein entscheidender überregionaler Karriereschritt: Im Herbst 2008 wurde Michael Max in der Sitzung des Europäischen Priesterrates (CCPE) in Basel zu dessen neuem Präsidenten gewählt. „Ganz Europa ist kirchlich eine Baustelle“, sagte Michael Max damals in einem Zeitungsinterview, die europaweite Vernetzung der Priester sei ihm deshalb das Hauptanliegen.

Das Netzwerken könnte durchaus auch ein Thema an Michael Max' künftiger Arbeitsstätte sein. In der traditionsreichen Anima kommen im Lauf eines Jahres so gut wie alle Talarträger aus dem deutschen Raum vorbei, die in irgendeiner Funktion oder Absicht in Rom zu tun haben. Aus der Sicht der Informiertheit, was zwischen Vatikan und den deutschsprachigen Diözesen läuft, ist die Leitung dieses Hauses vielleicht einer der attraktivsten Posten, den die österreichische Kirche zu vergeben hat.

A propos: Das Recht einen Kandidaten vorzuschlagen liegt bei der österreichischen Bischofskonferenz, die allerdings die Zustimmung der deutschen Bischofskonferenz einholen muss.

Die nun ausgesprochene Ernennung des Rektors der Anima erfolgt durch die römische Kleruskongregation. Michael Max ist nach Prälat Franz Wasner (1967–1981) der zweite Salzburger Priester an der Spitze der Anima. Vorgänger von Michael Max ist Franz Xaver Brandmayr aus der Erzdiözese Wien.

Für das Priesterkolleg und die Kirche der Deutschsprachigen in Rom, S. Maria dell'Anima, nimmt man nach neueren Untersuchungen 1350 als Gründungsjahr an. Die Einrichtung zu Ehren der „beatae Mariae animarum“ war ein Hospiz für Personen der deutschen Nation. Am 21. Mai 1406 verlieh Papst Innozenz VII. dem Hospital einen Schutzbrief, der es von den pfarrlichen und städtischen Jurisdiktionen befreite und unter den speziellen Schutz des Heiligen Stuhles stellte. Im Jahr 1518 wurde der Anima von Kaiser Maximilian I. zusätzlich die Reichsunmittelbarkeit verliehen. Das 17. und 18. Jahrhundert war eine Blütezeit der Anima und ihrer Bruderschaft. Im Unterschied zu vielen anderen kirchlichen Organisationen Roms überstand die Anima den Untergang des Heiligen Römischen Reiches und die napoleonischen Wirren ohne Substanzverlust. 1859 erfolgte durch Papst Pius IX. die Neugründung des Priesterkollegs.

Santa Maria dell’Anima ist zunächst jedoch der Sitz der deutschsprachigen katholischen „Pfarrgemeinde“ von Rom und nimmt damit Teil am bunten Kreis der fremdsprachigen Gemeinden in der Diözese Rom. Die Kirche der Anima steht allen Pilgern und Pilgerinnen offen, ob sie mit der deutschsprachigen Gemeinde den Gottesdienst mitfeiern möchten oder ob sie einen Ort suchen, an dem sie mit ihrer Gruppe und dem sie begleitenden Priester Gottesdienst feiern können.

Im angeschlossenen Priesterkolleg. werden Geistliche aus jenen Diözesen aufgenommen, die 1806 auf dem Territorium des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation waren. Hier sollen sie Gelegenheit haben, ihre Studien zu vertiefen und die Römische Kurie und deren Arbeitsweise kennen zu lernen. Damit sollten die Geistlichen dann in ihren Heimatdiözesen eine Brückenfunktion einnehmen können, die den Dialog zwischen der Ortskirche und dem Zentrum der Weltkirche ermöglicht und fördert.

Über das Päpstliche Institut Santa Maria dell’Anima
Bild: Erzdiözese Salzburg (1); www.pisma.it (3)