Die Buhlschaft: erst einmal ein weißes Blatt

IM PORTRÄT / BIRGIT MINICHMAYR

25/06/10 Den „Jedermann“ müsse jeder Österreicher einmal gesehen haben,  „so wie man eben auch einmal in Schönbrunn war“, sagt Birgit Minichmayr, die neue Buhlschaft in Salzburg.

Von Reinhard Kriechbaum

Was ist für sie der „Jedermann“? „Ein Märchen für Erwachsene – und von Märchen kann man nicht genug kriegen.“ Am Freitag (25.6.) stellte sich Birgit Minichmayr gemeinsam mit dem neuen Jedermann Nicholas Ofczarek der Presse. Wie man sich denken kann, ein Termin, bei dem schon der Andrang der Fotoreporter anschaulich machte, welchen Stellenwert diese Rolle in der medialen Einschätzung genießt.

Für die viel beschäftigte Birgit Minichmayr eigentlich eine kleine Rolle? „Ich bin ja – wie man beim 'Weißen Band' sah – relativ uneitel, was große oder kleine Rollen anlangt“, sagt sie. Beim „Weißen Band“ sei es ihr eben um die Zusammenarbeit mit Michael Haneke gegangen. Da sei nebensächlich, dass sie nur in ein paar Szenen vorkomme.

Birgit Minichmayr wurde 1977 in Linz geboren. Sie erhielt ihre Schauspielausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien bei Klaus Maria Brandauer und Inge Konradi. Seit der Spielzeit 1999/2000 gehört Birgit Minichmayr zum Ensemble des Wiener Burgtheaters. Zu ihren wichtigsten Rollen dort zählen Cressida in Shakespeares „Troilus und Cressida“ (Regie: Declan Donnellan, 2000), Annie und Annette in Schnitzlers „Anatol“ (Regie: Luc Bondy, 2002), Ophelia in „Hamlet“ (Regie: Klaus Maria Brandauer, 2002), Antigone in „Ödipus auf Kolonos“ von Sophokles (Regie: Klaus Michael Grüber, 2003) und Medea in „Das goldene Vließ“ von Franz Grillparzer (Regie: Stephan Kimmig, 2004). Für letztere wurde sie mit einem Nestroy-Preis ausgezeichnet.

Bei den Salzburger Festspielen war sie in der Rolle der Erna in Schnitzlers „Das weite Land“ (Regie Andrea Breth, 2002) zu sehen. Mit der Spielzeit 2004/2005 wechselte Birgit Minichmayr an die Volksbühne Berlin. Da hat sie mit Regisseuren wie Dimiter Gottscheff, Frank Castorf und René Pollesch zusammengearbeitet. Mit der Rolle des Narren in Shakespeares „König Lear“ (Regie: Luc Bondy, 2007) kehrte Birgit Minichmayr ans Burgtheater zurück. Dort hat sie für die Hauptrolle in Karl Schönherrs „Der Weibsteufel“ (Regie: Martin Kušej, 2008), abermals den Nestroy-Preis als Beste Schauspielerin sowie den Nestroy-Publikumspreis erhalten. 2009 hat sie auf der Berlinale einen Silbernen Bären als "Beste Darstellerin" in dem Film „Alle Anderen“ bekommen.

Was wird man erwarten können von der neuen Buhlschaft? Sie nehme keine Rolle deshalb an, „um sie ganz neu zu interpretieren“, versichert die im Vorjahr von „Theater heute“ zur Schauspielerin des Jahres gekürte Darstellerin. „Vielleicht wird es auch die altmodischste Buhlschaft, die man sich nur vorstellen kann“, fügt sie kokett hinzu. Aber damit ist wohl nicht zu rechnen. Wie jede neue Rolle nehme sie auch die dre Buhlschaft „als ein weißes Blatt“. Sie stimmt dem Schauspielchef der Festspiele, Thomas Oberender, zu, der sich von der neuen Produktion des „Jedermann“ deshalb so viel verspricht, weil so gut wie alle Rollen neu und vor allem jung besetzt sind. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn man weiß, man ist nicht bloß eine Umbesetzung.“

"Jedermann"-Premiere ist am Sonntag, 25. Juli. Wie man hört, sind die Vorstellungen heuer schon dreifach überbucht. - www.salzburgerfestspiele.at
Das Salzburger Filmkulturzentrum "Das Kino" präsentiert zur Festspielzeit eine zwölfteilige Reihe mit Filmen von Birgit Minichmayr. - www.daskino.at
Bild: SF / Georg Soulek
Zum Hintergrundbericht {ln:Der Jungspund ist gerade richtig alt}