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Allzweckwaffen der Skandalisierung

INTERNATIONALE PÄDAGOGISCHE WERKTAGUNG

17/07/15 Anerkennung ist das Stichwort zur Internationalen Pädagogischen Werktagung, die heute Freitag (17.7.) in Salzburg zu Ende geht. Fehlt es an ihr, greifen gar nicht so wenige Leute zur Selbsthilfe. Werkzeuge zur Selbstdarstellung liefern die neuen Medien.

Der Medienwissenschafter Bernhard Pörksen hat diese Möglichkeiten der Selbstrepräsentation im digitalen Zeitalter sowie die damit verbundenen dramatischen Reputationsrisiken plastisch geschildert. Die „Sehnsucht nach der großen Gala“ sei stark in einer Kultur, die Selbstmarketing massiv fördert: „Ich sende, also bin ich.“ Gewonnene Aufmerksamkeit an sich gelte bereits als Wert. Bringe die Werbung in eigener Sache allerdings nicht den gewünschten Effekt, ließen Spott, Demütigung und „toxische Abwertung“ nicht lange auf sich warten.

„Das böse Lachen beginnt globale Ausmaße anzunehmen“, verdeutlichte Bernhard Pörksen anhand von Beispielen aus der digitalen Medienwelt. Es entstünden verzerrte, einseitige „Schrumpfbiografien“, die im Extremfall nichts mehr mit dem Selbstbild eines Menschen zu tun haben.

Smartphones und andere mediale Instrumente – in Pörksens Worten „Allzweckwaffen der Skandalisierung“ – ermöglichen auch das Phänomen der „Mitmach-Medien“: plötzlich gebe es neue Enthüller, neue Themen, neue Maßstäbe der Relevanz, neue Opfer. Publizität erhalte, was (vermeintlich) von Interesse ist, das Diktat der Relevanz verliere zunehmend an Bedeutung. Privates und Öffentliches beginne zu verschmelzen. Unsere „Aufmerksamkeitsgesellschaft“ scheine sich in ständigem Standby-Modus zu befinden.

Was können wir also tun? Bernhard Pörksen formuliert den Imperativ des digitalen Zeitalters: Öffentliche Effekte jeglicher Kommunikation müssen langfristig vertretbar sein. Die große Öffentlichkeit muss mitgedacht werden, auch in semi- oder inoffiziellen Situationen. Es bleibe die Hoffnung, dass die Frage der Relevanz wieder mehr ins Bewusstsein rückt.

Fehlende Anerkennung, das Nicht-wahrgenommen-Werden – das führe nach Erfahrung der Gerichtsmedizinerin Adelheid Kastner zu einem Auseinanderdriften zwischen Selbstbild und den Rückmeldungen anderer. Fehlende Akzeptanz und Zuwendung der engsten Bezugspersonen sind der Nährboden für spätere massive Selbstwertdefizite.

Eine besondere Herausforderung stellt die Pubertät dar. Junge Menschen durchleben massive organische Veränderungen während sie gleichzeitig mit anspruchsvollen Aufgaben wie Entwicklung von Identität, Individualität, Autonomie und Intimität konfrontiert sind. „Pubertät sehe ich so ähnlich wie eine schwere Geisteskrankheit“, stellt Kastner im Wissen um diese Veränderungen launig fest, „es ist erstaunlich wie viele unbeschadet daraus hervorgehen.“ (IPW)

www.bildungskirche.at/Werktagung
Bilder: KBW

 

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