„Spiegel der regionalen Kulturarbeit“

HINTERGRUND / ARGE KULTUR

08/01/14 Netzwerke bilden: Das ist für Markus Grüner-Musil, den künstlerischen Leiter der ARGEkultur, ein Leitmotiv. „Die ARGE ist ein Spiegel der regionalen Kulturarbeit“, sagt er. Das Zusammenführen der lokalen Kultur-Kräfte mache Freude, „nicht zuletzt wegen der Kontinuität der Zusammenarbeit“.

Von Reinhard Kriechbaum

003„Die NetzwerkpartnerInnen kommen aus unterschiedlichen Organisationen und Institutionen im kulturellen, sozialen und politischen Umfeld oder sind engagierte Einzelpersonen, KünstlerInnen oder Kollektive“, erklärt Markus Grüner-Musil. Das Programm 2014 spiegle eben diesen immer wieder gesuchten Schulterschluss. „Voraussetzung dafür ist eine stabile und professionelle Struktur im Haus, die diese sehr unterschiedlichen Konzepte auch umsetzen kann. Diese personellen und strukturellen Möglichkeiten haben aus der ARGEkultur in den letzten Jahren eine wesentliche Anlaufstelle für Ideen und Konzepte gemacht.“

Für den ARGEkultur-Leiter müssen die an ihn herangetragenen Projekte „inhaltlich interessant sein“, dann gehe es darum, wie die Unterstützung der jeweiligen Partner konkret aussieht. „Wir stellen im Regelfall den Raum kostenlos zur Verfügung“. Auch vom Marketing profitieren die Kooperationspartner. Die ARGE verzichtet auch mal auf Einnahmen. Gelegentlich zahlt sie sogar dazu: „Oft geht es nur um 2000 bis 3000 Euro, die ein Vorhaben retten“, betont Musil, und da könne er auch mit seinem Budget operieren.

Dieses Budget hat im Vorjahr 1,4 Millionen betragen. Als einen „Meilenstein“ betrachtet Markus Grüner-Musil die mittelfristige Fördervereinbarung mit der Stadt, die bis 2016 vereinbart ist. „Wir sind froh, einen Partner wie die Stadt zu haben“, die auch eine signigikante Inflationsanpassung durchgeführt habe und die ARGEkultur im Jahr 2014 mit 475.000 Euro unterstützen wird. 175.000 Euro steuerte zuletzt der Bund bei, 270.000 Euro das Land.

Bei solchen Zahlenspielereien denkt Grüner-Musil natürlich über Freiheit und Abhängigkeiten nach. „Die Qualität freier Arbeit wird am Programm des neuen Jahres gut sichtbar“, sagt er, betont aber auch: „Freiheit ist nicht zu verwechseln mit Unabhängigkeit.“ Natürlich hängen sowohl die ARGEkultur selbst als auch die Gruppen und Institutionen, mit denen man zusammenarbeitet, von den Fördergeldern ab. „Es gibt ein ‚gelerntes Ungleichgewicht‘ zwischen Produktionen in etablierten Institutionen und in der freien Szene“, beobachtet der ARGEkultur-Leiter. „Wir sehen uns als Bindeglied.“

Regelmäßige Zusammenarbeit gibt es mit der Fachhochschule Salzburg (MultiMediaArt), der Arbeiterkammer Salzburg, der MigrantInnenzeitschrift „Talk Together“, der Homosexuellen Initiative Salzburg, der galerie5020, dem tanz_house, der Sommerszene Salzburg, dem SEAD, dem oenm oder dem Verein für zeitgenössisches Musiktheater Klang21. Eine ansehnliche Liste also. Wenn man die Räumlichkeiten auch an die Szene (demnächst zum Beispiel für das Tanzfestival PNEU) oder an die Festspiele (fürs Young Director’s Project) vermietet, sind das auch willkommene Einkünfte, die den Ganzjahresbetrieb sichern.

„Wenn es darum geht, neue Projekte zu initiieren und auch deren Entwicklung langfristig zu ermöglichen, bedarf es starker ProduktionspartnerInnen“, erklärt Grüner-Musil. Deshalb habe man den Horizont über die Region hinaus erweitert. „PartnerInnen wie die Fliegende Volksbühne Frankfurt oder Julius Deutschbauer (beide 2011), die Garage X – Theater am Petersplatz (2012) oder im laufenden Jahr das Theater im Bahnhof in Graz machen diese Neuproduktionen erst inhaltlich und ökonomisch möglich.“ Österreichweit stagnieren die Förderungen im Kunst- und Kulturbereich, „diese Netzwerke sind daher für eine Kulturproduzentin wie die ARGEkultur unerlässlich.“

Die Zahl der regionalen Theater- und Tanzprojekte ist deutlich gestiegen, rechnet Grüner-Musil vor. 2014 werden fünfzehn szenische Projekte und fünf Theater- und Tanzschwerpunkte mit insgesamt rund 110 Vorstellungen in der ARGEkultur stattfinden. „Diese Dichte im Spielplan ist den Bedürfnissen der freien Szene geschuldet, die einerseits nicht ausreichende und nur sehr kurzfristige Subventionen erhält und andererseits die ARGEkultur als lebendigen Kulturort für ernsthafte, oftmals radikale oder experimentelle Formen und Themen braucht.“ Man bilde, so der ARGEkultur-Leiter, „mit diesem Gewicht an Theater- und Tanzproduktionen im Programm auch eine Tendenz zu neuen Formen des Theaters für Jugendliche und junge Erwachsene ab, die im freien Theaterbereich in anderen Bundesländern schon seit längerem Einzug gehalten“ habe.

Bild: ARGEkultur / Wolfgang Lienbacher
Zum Vorbericht über das Jahresprogramm 2014 So interdisziplinär und buntscheckig wie nur möglich