Und sie lebt doch - die Kulturszene

AUSZEICHNUNGEN KUNST UND KULTUR

04/12/13 Die Auszeichnungen 2013 für Kunst und Kultur des Landes Salzburg sind am Dienstag (3.12.) bei einem Festakt im Carabinierisaal der Residenz vergeben worden. Die Auszeichnungen 2013 bezeugten, so Kulturlandesrat Schellhorn, „dass die Kulturszene und das Kulturland Salzburg leben“.

300Der Große Kunstpreis für Musik 2013 ist an den Hossam Mahmoud gegangen. Der 1965 in Kairo geborene Komponist lebt seit 1990 in Salzburg. Er hat in Graz und Salzburg studiert und bereits 2005 das Jahresstipendium für Musik des Landes Salzburg erhalten. Zuletzt hat Hossam Mahmoud mit seiner Oper „18 Tage“ Aufsehen erregt: In diesem Auftragswerk des Landestheaters verarbeitet der Komponist die persönlichen Schicksale mehrerer an der ägyptischen Revolution von 2011 beteiligten Personen. „Die von ihm geschaffene Musik wird durch Einbeziehung der ägyptisch-islamisch-orientalischen Kultur zu etwas ganz besonderem“, heißt es in der Begründung der Jury. „Mahmouds Musik ist geprägt von den Unterschieden, Gemeinsamkeiten und Konflikten der „Welten“, in denen er lebt – Okzident und Orient, Christentum und Islam, erste Welt und dritte Welt – und steht damit ganz für sich selbst.“

Ein hochkarätiger Gratulant sind die Salzburger Festspiel, die im kommenden Festspielsommer in der Ouverture spirituelle und in der Reihe Salzburg contemporary gleich zwei Uraufführungen von Hossam Mahmoud bringen werden: Als Auftragswerk der Festspiele wird am 22. Juli 2014 das Werk „Seelenfäden“  in der Kollegienkirche uraufgeführt, das Einblick in die Welt des Islam geben wird.  An der Uraufführung des Werkes werden Sufi-Musiker und -Sänger ebenso mitwirken wie der Salzburger Bachchor und das oesterreichische ensemble für neue musik. Am 30. Juli wird ebenfalls in der Kollegeinkirche ein neues Werk von Hossam Mahmoud für zwei Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass, zwei Hörner und Orgel mit dem oenm und dem Experimentalstudio des SWR unter der Leitung von Titus Engel aufgeführt. „Die Salzburger Festspiele freuen sich sehr, dass der mit 15.000 Euro dotierte große Kunstpreis des Landes Salzburg 2013 an Hossam Mahmoud verliehen wird.“ Durch diese Entscheidung der Jury erhält Hossam Mahmoud doppelten Rückenwind für seine künstlerische Arbeit in schwierigen Zeiten. Zum einen durch die Programmierung seiner Werke bei den Salzburger Festspielen 2014. Zum anderen durch diesen wichtigen und hochdotierten Preis des Landes Salzburg“, sagt Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler.

301Das Jahresstipendium für bildende Kunst 2013 wurde dem 1983 in Neukirchen am Großvenediger geborenen Künstler Peter Fritzenwallner zugesprochen: Fritzenwallner setze in seinem Schaffen eine große Vielfalt verschiedener Medien von Malerei bis Bildhauerei und vor allem auch technische Mittel ein. „Die meist beweglichen Objekte zeigen eine Liebe zum Material und Mut zu einer gewissen Größe. Ironie und gleichzeitig Poesie begleiten sein oft prozessuales Schaffen“, heißt es in der Jury-Begründung. Fritzenwallners Arbeit sei unbekümmert und frisch, unverkrampft und im positiven Sinn bastlerisch verspielt und besteche durch den Mut zur Einfachheit“

303Der Eligius Schmuckpreis ging an den 1984 in Fraham in Oberösterreich geboren Benedikt Fischer, dessen Schmuckobjekten die Jury „Signalwirkung mit Subtilität“ verbänden. Bernhard Lochmann, 1972 in Kufstein geboren, erhielt den Soucek Preis für Grafik. Diese Preis gehe an einen Künstler, der seit seinem Studium am Mozarteum in Salzburg lebt. Fischer hat 1995 das Slavi Soucek Grafik Stipendium erhalten und arbeitet seither regelmäßig in der Druckgrafischen Werkstatt im Traklhaus. 

Das Jahresstipendium für Film erhielt der 1983 in Salzburg geborene Sebastian Mayr, dessen filmisches Schaffen durch seine thematische Bandbreite und detailgetreu durchdachte Konzepte überzeuge. „Der gebürtige Salzburger hat ein Gespür für Charaktere und verbindet in seinen Kurzfilmen auf subtile Weise Tragik und Anspruch mit pointenreichem Humor“, begründete die Jury ihre Entscheidung.

304Der Preis für Kulturarbeit 2013 ist an die Initiative Architektur gegangen. Aus gutem Grund: „Seit 20 Jahren betreibt die Initiative nachhaltige Architekturvermittlung und überzeugt dabei durch Vielfalt und Leichtigkeit. Ob in Architekturspaziergängen oder Kunstaktionen: Der andere Blick auf die Umgebung wird bei Groß und Klein wie von selbst geöffnet. Stadt und Land werden in Kunstaktionen und Vorträge direkt miteinbezogen, Netzwerke in alle Kunstrichtungen geknüpft. Diskussionen vor Ort zeugen von gesellschaftspolitischem Anspruch.“ Eine lobende Erwähnung spricht die Jury dem Projekt „Stolpersteine“ aus: „Gerade in Zeiten des wieder erstarkenden Antisemitismus setzen die kleinen Messingplatten, die  an Opfer der NS-Diktatur in Salzburg erinnern, ein Signal von hoher Wirkung.“

Die Auszeichnung „Kulturvermittlung in Schulen erhielt Peter Valentin, Jahrgang 1961, seit 1990 Lehrer für Musikerziehung am BORG Mittersill; das Jahresstipendium für Literatur die Schriftstellerin Elisabeth Reichart, den Preis für Medienkunst Andrea Maurer, das Jahresstipendium für Musik Agustín Castilla-Ávila. Preise für elektronische Musik – Elektronikland erhielten das Kollektiv WASH rund um Fabio Cannalonga, Alexander Goll, Nicola Lieser und Marko Sulz, das Kollektiv „Dekonstrukt“ bestehend aus Marlene Hirtreiter und Andre Mayr, weiters Tanja Fuchs, Felix De Graev, Dino Spiluttini und Johann F. Steiner. (dpk-klaba)

Die Broschüre mit Biographien aller Preisträgerinnen und Preisträger zum Download

Zur dpk-Besprechung von Hossam Mahomuds Oper „18 Tage“ Leben... Freiheit... Gerechtigkeit
Zum dpk-Porträt über Elisabeth Reichart Tränen der Mädchen schmecken nach Zitronengras
Bilder: LK/Broschüre; LT/Christina Canaval (1)