Hier wohnt das Glück …

GESCHICHTE

04/01/13 Die in Salzburg geborenen Brüder Franz und Hermann Hinterstoisser haben es auf ganz unterschiedliche Weise zu Nachruhm gebracht. Als Flugpionier der eine, als Kinderchirurg der andere. Ein dritter, Joseph Carl Hinterstoisser, war Spezialist für forensische Medizin und hat sich um die Salzburger Landeskunde verdient gemacht.

Cieszyn heißt die polnisch-tschechische Grenzstadt heute. Bekannter ist das Städtchen in Schlesien bis heute unter seinem deutschen Namen Teschen. Historisch Interessierte bringen den Ort mit dem „Frieden von Terschen“ 1779 in Verbindung. Damals wurde das Innviertel Österreich zugesprochen.

Warum gab es in den späten Monarchiejahren in Teschen eine Dr.-Hermann-Hinterstoisser-Straße? Der Namens-Pate kam 1861 in Salzburg/Aigen zur Welt. Sein um zwei Jahre jüngerer Bruder Franz (1863-1933, im Bild rechts) machte sich später als österreichischer Luftfahrtpionier und Militärschriftsteller einen Namen. Noch heute trägt der Fliegerhorst in Zeltweg seinen Namen, da Franz Hinterstoisser dort in der Nähe gemeinsam mit Erzherzog Leopold Salvator nach der ersten Überquerung der Ostalpen mit einem Luftfahrzeug – einem Gasballon - landete. Gestartet war man damals in Salzburg. Franz Hinterstoisser rief ab 1910 die ersten Fliegerschulen ins Leben, sorgte für die Errichtung von Flugfeldern und war Mitorganisator des ersten Flugmeetings in Österreich.

Auch Hermanns Lebensweg führte über das Heer, das ihm allerdings als Sprungbrett in den Arztberuf diente. In Salzburg absolvierte er gemeinsam mit Hermann Bahr das Gymnasium und konnte nach dem Medizinstudium in Wien seine chirurgischen Kenntnisse bei dem schon damals legendären Operateur Theodor Billroth (übrigens ein großer Salzburg-Fan, dessen Villa am Wolfgangsee als Hotel noch heute seinen Namen trägt) perfektionieren.

1892 ging Hermann Hinterstoisser als Arzt nach Teschen. Ein ziemlich fernes Provinzstädtchen? Wer im Atlas nachmisst, stellt fest, dass Teschen von der Bundeshauptstadt Wien nicht weiter entfernt ist als Salzburg.

In der Organisation des Gesundheitswesens in Schlesien spielte Hermann Hinterstoisser als Mitglied im Obersten Ärzterat des k.u.k. Ministeriums des Inneren, im Schlesischen Sanitätsrat und als Gründer des Vereins ostschlesischer Ärzte keine unwesentliche Rolle. Weiters war er Autor zahlreicher wissenschaftlicher Abhandlungen auf dem Gebiet Chirurgie und Gynäkologie.

Aber auch im Kulturleben engagierte sich der Mediziner: Sein Name ist mit dem Bau des Deutschen Theaters in Teschen verknüpft - natürlich nach einem Entwurf der Monarchie-Theaterarchitekten Helmer und Fellner, die auch das Salzburger Landestheater errichteten. Die lateinische Inschrift (übersetzt: Hier wohnt das Glück, nichts Böses trete ein), die 1841 bei den Bauarbeiten zur Mozartstatue in Salzburg in Teilen auf einem römischen Mosaik auftauchte, ließ der Chirurg auch über dem Eingang seines Hauses, das später als Teschener Kinderspital genutzt wurde, anbringen. Dort ist sie noch heute zu sehen. Der lateinische Text hat im Gegensatz zum deutschen Straßennamen die Wirren der Jahrzehnte überdauert.

Gestorben ist Hermann Hinterstoisser übrigens in der Heimat. Als leidenschaftlicher Wintersportler und Bergsteiger erlitt er 1932 als 71jährigerbei einer Bergtour in Osttirol einen Schlaganfall. Er ist auf dem Salzburger Kommunalfriedhof beigesetzt.

Ein Nachfahre, der ebenfalls Hermann Hinterstoisser heißt, ist bei der Salzburger Landesregierung als Forst- und Naturschutzfachmann tätig. Er ist auch ein anerkannter Fachmann für historische Militäruniformen.

Ein weiteres Familienmitglied – Joseph Carl Hinterstoisser (1844-1941) – wurde wichtig für die forensische Psychiatrie.  Er bewahrte den Schauspieler Alexander Girardi vor der Einweisung in ein Irrenhaus. Joseph Carl Hinterstoisser verkehrte im gesellschaftlichen Umfeld der Katharina Schratt. Der Münzen- und Medaillensammler besaß Stücke, die zurückreichten in die Epoche des Erzbischofs Leonhard von Keutschach. (Landeskorrespondenz/dpk-krie)

Das Museum in Teschen zeigt gerade eine Ausstellung über das Gesundheitswesen in Schlesien, da wird die Rolle von Hermann Hinterstoisser entsprechend gewürdigt. Dem Salzburger Arzt gilt auch ein Text in der Reihe „Grenzfälle“ auf www.salzburg.at
Bilder: Heimatmuseum Fischamend (1); Landeskorrespondenz/Museum Teschen (1);