Aufruf zum Stricken

HINTERGRUND / WORKSHOP / BUCHBESPRECHUNGEN

11/12/12 Für jedes bessere Medium gehört sich in der Vorweihnachtszeit eine Strick-Geschichte. „Stricken“ ist zwar in den Köpfen älterer Semester noch beinahe untrennbar mit dick geratenen Trachtenjackerl von Großmutters Nadeln verbunden. Die Mütter und Großmütter heutiger jüngere Semester sind so jung, dass sie selber oft gar nicht mehr Zeit und Muße haben, an der Nadel zu hängen.

Von Heidemarie Klabacher

Da sind die Jungen also ganz von selber drauf gekommen, dass Stricken nicht nur eine Kulturtechnik sondern auch ziemlich „cool“ ist: Zöpfe stricken ist überhaupt kein alter Zopf, sondern so in, wie nur. Da ist das österreichweite Häubchen-Stricken für die Fläschchen von Innocent Smoothies - diesem genialen Nadelstreich zwischen gutem Marketing und gutem Zweck - noch gar nicht mitgemeint. Bis 1. Dezember sollten die Mützchen eingeschickt werden. "Wir setzen jedes Mützchen auf einen Smoothie und stellen die Flaschen mit Mützen im Jänner 2013 in die Kühlregale. Für jeden verkauften Smoothie mit Mützchen geben wir 30 Cent an die Caritas, die mit dem gesammelten Geld ältere Menschen warm durch den Winter bringt", heißt es auf der Website. Stricken und soziales Engagement also.

Der Aufruf von MARK erstaunte dennoch. Streetdance oder DJ-Worshop - jederdzeit. Aber stricken? „Am Donnerstag (13.12.) ab 19 Uhr sollten sich alle Strick- und Häkelbegeisterten sowie alle Freundinnen und Freunde der Wolle im MARK zusammenfinden.“ So hieß es in der jüngsten Aussendung von MARK.freizeit.kultur.

Strickkreis war früher. „WOLL-LUST handmade by ...“ heißt etwa die regelmäßige Strickrunde, die Elisabeth Schneider vom Kulturkreis das Zentrum Radstadt ins Leben gerufen hat. Da wird nicht nur gestrickt und gehäkelt, man hat auch einen sozialen, ja gesellschaftspolitischer Anspruch: Immerhin versteht sich das spätherbstlich-winterliche Treffen auch als „Projekt zur Förderung der Kultur der Eigeninitiative, sozialer Netzwerke und Kommunikation“. Grundkenntnisse von Stricken und Häkeln sind in Radstadt erwünscht, aber "für knifflige Fragen werden Strickexpertinnen sowie genügend Strickanleitungen da sein.

Ein wenig anders das MARK: „Für einen Unkostenbeitrag von fünf Euro“ werden Einführungen in die Kunst des Strickens und Häkelns und in den Umgang mit Wolle angeboten: „Alle dafür benötigten Materialien werden bereitgestellt“, schreibt das MARK in seiner Aussendung. Die Teilnehmerzahl ist auf acht Personen begrenzt. Wolle ist ja auch teuer. Die Damen in Radstadt bringen ihr Material selber mit – dafür ist der Expertinnenrat unkostenfrei zu haben.

Wer nun heuer keinen Platz in einer Strickrunde gesucht oder gefunden hat, dem seien zwei kleine Büchlein aus der berühmten „Perlen Reihe“ empfohlen: „Stricken lernen“ und „Häkeln lernen“ mit eliZZa. Die Autorin, Webdesignerin von Beruf, betreibt eine der international erfolgreichsten websites zum Thema. Die Perlen Reihe konnte die Bloggerin als Autorin gewinnen. Ihre beiden Büchlein bieten tatsächlich nachvollziehbare und hilfreiche Anleitungen für Anfänger.

Nett ist das Farbkonzept (Pflanzenfarben übrigens auf Ökopapier): Die einzelnen Kapitel bzw. Themen (vom Maschen anschlagen bis zum Abketteln) sind jeweils in eigenen Farben gehalten: Überschriften und Musterfotos passen farblich zusammen. Das Kapitel „Maschen zusammenstricken“ kommt etwa Hellgrün daher, der „linksdrehende Zopf ohne Hilfsnadel“  Orange. Die vorgeschlagenen Werkstücke sind sympathisch klein, beschränken sich auf Pulswärmer oder Täschchen. Die größten Kleidungstücke sind Babyjackerl. Eine hübsche "Kinderjacke mit Büschelmaschen" gibt es auch im gleich aufgebauten Häkel-Buch. Dort gefallen aber besonders die Häkelblumen oder die vielseitig verwendbare „Eule zum Aufnähen“.

MARK.freizeit.kultur. Verein Jugend in Beruf und Freizeit. Hannakstraße 17 - www.marksalzburg.at
Stricken lernen mit eliZZZa: eliZZZa Perlen-Reihe 720. 136 Seiten, 12,95 Euro.
Häkeln lernen mit eliZZZa: eliZZZa Perlen-Reihe Band 721, 136 Seiten, 12,95 Euro. Hilfsvideos gibt es auch -  www.perlen-reihe.at
Voriges Jahr hat DrehPunktKultur für einen Selbstversuch den Strickkreis in Radstadt besucht – hier die Reportage Bestrickend