Als auch die Kultur braunstichig wurde

GESCHICHTE / NS-PROJEKT

26/09/12 Das Bild von der Bücherverbrennung auf dem Residenzplatz ist legendär geworden. Seit September 2009 stellt sich die Stadt Salzburg schwerpunktmäßig ihrer Vergangenheit in der Zeit des Nationalsozialismus. Angelegt ist das Großprojekt bis 2015. Thema in diesem Herbst ist die Kultur.

Unter Federführung des „Hauses der Stadtgeschichte“ und der Universität Salzburg, unterstützt von einem hochkarätigen Expertenteam, nimmt man die Zeitgeschichte quellenkritisch unter die Lupe genommen. Bürgermeister Heinz Schaden: „Da gibt es keine Tabus. Schon die ersten Forschungsjahre haben viel Neues zu Tage gefördert. Es geht darum, wie es einer menschenverachtenden Diktatur gelungen ist, sich in allen Bereichen des täglichen Lebens festzusetzen. Und um die komplexen Beziehungen zwischen Tätern, Opfern, Profiteuren und Zuschauern. Weder Verdrängen noch Moralisieren ist gefragt. Wissenschaftliche Analyse und harte Fakten sprechen für sich.“

Die vierte Vortragsreihe gilt dem Thema „Herrschaft und Kultur“. Am ersten Abend, morgen Donnerstag (27.9.) um 19 Uhr in der TriBühne Lehen, geht es um die Vernichtung des „undeutschen“ Geistes in Theater und Literatur. Univ.-Prof. Karl Müller referiert. Zu weiteren Terminen bis Mitte November werden die Festspiele als „Angelegenheit Großdeutschlands“, die so genannte „entartete“ Kunst, der Sport und die ambivalente Rolle der Kirchen während der „braunen Jahre“ untersucht. Die Festspielgeschichte arbeitet Robert Kriechbaumer auf (4.10.). Die Aspekte der bildenden Kunst hat sich Susanne Rolinek, Fachfrau für Provenienzforschung vorgenommen (11.10.). Andreas Praher übertitelt seinen Vortrag am 18.10. „Sport und Körperkultur – Ohne Widerstand bis zum ‚Endsieg’“. 

Ernst Hanisch und Friedrich Gottas referieren über die Lage und manche zwielichtige Haltungen innerhalb der katholischen und evangelischen Kirche (4.11.). Die „Erdung“ zuletzt: Reinhold Reith spricht am 11.11. über „Rationierung, Karten und Bezugsscheine: Ernährung und Versorgung in Salzburg“.

Die Ergebnisse der Forschungen werden laufend in einer Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg publiziert. Das neueste Buch: „Leben im Terror. Verfolgung und Widerstand“, herausgegeben von Thomas Weidenholzer und Albert Lichtblau. (InfoZ)

Weitere Informationen: www.stadt-salzburg.at/ns-Projekt
Bilder: AStS/Fotoarchiv Franz Krieger